Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

ganz allgemein zu Kleinkindern, ob nun aufgeweckt, klug oder hochbegabt
Claudia
Beiträge: 1
Registriert: Mi 8. Jun 2005, 12:53

Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Claudia »

Hallo zusammen

Nach langem Suchen habe ich endlich ein Forum gefunden, das mir vielleicht helfen kann.

Mein Grosser (jetzt 5) ist für sein Alter geistig sehr weit. Dies habe ich bereits in frühen Jahren mit bekommen und wird mir vom Umfeld her auch immer wieder bestätigt (inkl. Aerzte). Er sieht technische Zusammenhänge sehr klar, kann sehr gut mit Zahlen und Worten umgehen und interessiert sich mehr oder weniger nur für die Erwachsenenwelt. Es ist bei uns an der Tagesordnung, dass 24 Stunden nur gefragt wird (warum dies, warum das). Nach zwei- oder dreimal Erklären hat er es intus. So weit so gut.

Nun ist es aber so, dass mein Sohn (der jüngere geht jetzt in die gleiche Richtung) nicht mit altersgerechten Spielsachen spielen will. Am Liebsten spielen sie mit den Handwerkszeugen aus Papas Werkstatt (Hammer, Zange, Farben etc.), möchten dies oder jenes spielen, werden hochkarätig agressiv, wenn es die Mutter nicht zulässt oder wenn mal - wenn sie dann duplo spielen - nicht gerade klappt.

Ich als Mutter renne ständig den beiden Jungs hinterher, weil sie durch die Unterforderung ständig etwas anstellen. Doch kann ich doch als Mutter auch nicht erlauben, dass sie mit Hammer und Nägel (zb.) die Wohnung renovieren!! Die Situation bei uns zu Hause ist schwierig zu erklären, könnte ich doch x-Beispiele noch aufführen. Das Umfeld hat die helle Freude an unseren Kindern, sind sie doch sehr wortgewandt, hilfsbereit und auch sehr offen und neugierig.

Und hier kommt meine Fragen an euch:

a) Wie habt ihr gemerkt oder abgeklärt, ob euer Kind hochbegabt ist?
b) Wie fördert ihr eure Kinder, damit diese wieder eine innere Ruhe finden? Wie geht ihr mit dem um?

Ich Moment bin ich ziemlich ratlos, weil mir niemand eine Antwort auf meine Fragen geben kann.

Danke für die Hilfe und die Antworten.

Lieber Gruss
Claudia
IngeA
Beiträge: 6
Registriert: Mi 9. Feb 2005, 20:54

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von IngeA »

Hallo,

ich bin auch noch am rumexperimentieren und die ideale Lösung hab ich auch nicht gefunden. Daß ein sehr schlaues Kind mit "altersgerechten" Spielsachen nichts anfangen kann ist eigentlich eher logisch. Diese Altersangaben beziehen sich ja immer auf eine durchschnittliche Entwicklung, da werden sich deine zwei "Räuber" halt langweilen. Du kannst versuchen ihnen Spielsachen für ältere Kinder anzubieten (was nicht immer geht, weil auch HB-Kinder nicht überall gleich weit sind).

In Deutschland füht z. B. die Frühförderung solche Begabungstests durch, oder auch (Kinder)-Psychiatrische Kliniken. Ob meine Tochter wirklich HB ist weiß ich (noch) nicht, bei uns steht der Test noch aus. Allerdings sagt "hochbegabt" auch nicht unbedingt viel aus, HB ist man ab einem IQ von 130. Aber auch Kinder mit einem IQ von "nur" 120 können unterfordert sein und deswegen Probleme haben und andere Kinder mit einem höheren IQ "machen" ev. weniger Probleme. Wichtiger als der gemessene IQ ist also was für Probleme ihr habt und wie man sie lösen kann.

Die innere Ruhe hat meine Tochter auch noch lang nicht gefunden und auch ich habe riesige Probleme damit umzugehen. Auf der einen Seite ist meine Tochter halt wirklich ziemlich klever, auf der anderen Seite benimmt sie sich zum Teil wie eine 2 jährige, mit Wutanfällen weil etwas nicht klappt oder weil ihr nicht alle nach der Nase tanzen (auch wenn es jetzt schon langsam besser wird). Außerdem sieht sie halt gar nicht ein warum sie so langweilige Sachen wie anziehen, zähne putzen, anständig essen usw. machen sollte. Das klappte alles super, solange es noch neu und schwierig war, jetzt ist es blöd und sie ist mit ihren Gedanken halt irgendwo, nur nicht beim anziehen, mit dem entsprechenden Resultat (z. B. Unterhose über Hose oder schmutziges T-Shirt noch unter dem sauberen). Ich hab mitlerweile akzeptiert, daß sie halt bei so langweiligen Arbeiten echt Hilfe braucht. Ich hoff, daß sie irgendwann mal merkt, daß es besser ist seine Arbeit erst (schnell) zu erledigen und daß man dann nachher halt mehr Zeit hat für wichtigere Dinge.

Beim rumwerkeln kannst du mal versuchen Schadensbegrenzung zu betreiben. Weise ihnen eine Ecke zu, in der sie werkeln dürfen. Die mußt du natürlich dann auch so ausstatten, daß nicht die ganze Einrichtung drunter leidet, also z.B. große Plastikmatte (oder z. B. Laminatboden) auf den Boden, damit ein paar Farbklexe nicht gleich ne Katastrophe sind, ev. auch die Wand entsprechend "behandeln". Zum nageln, sägen etc. sind Holzreste da und nicht die Möbel. Stelle ihnen einen Werktisch in das Eck (kann auch ein normaler Tisch sein), auch mit Schraubzwingen, damit sie mal was festmachen können. Wenn sie woanders anfangen rumzubasteln verweise sie auf "ihre" Ecke. Meine Tochter hat auch einen Riesenberg an Bastel- und Malsachen zur absolut freien Verfügung, und ihren Arbeitsbereich, das klappt echt super.

LG Inge
Mutzelmann
Beiträge: 13
Registriert: Mo 26. Apr 2004, 11:10

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Mutzelmann »

Hallo,

ich finde im Kleinkindalter ,,spüren" die meisten Eltern es eher rein intuitiv(Weil eben immer wieder, und schon sehr früh, Fragen gefragt werden, die einem den Mund offen stehen lassen..oder Dinge getan werden die nicht ,,normal" sind..) Aber, was ist normal ?
Danach kommt die Umgebung (Familie, Bekannte,Freunde..)
Die meisten Ärzte halten sich relativ bedeckt( sehr weit in der Entwicklung
etc.Verdacht auf HB(als sei es eine Krankheit!!!)
Dann kommt der Kindergarten...Und gerade da sind wir.
Bei einem Elterngespräch wurde mir beispielsweise vorgeschlagen, doch meinen Sohn einmal auf Hochbegabung testen zulassen.
Auf meine Frage, welche Vorteile man dadurch hätte, konnte mir allerdings niemand eine Antwort geben.
Denn,wenn man mal ehrlich ist, mit der Förderung der Kinder bzw. dem Input den die meisten ,, Kleinen" brauchen, steht man so ziemlich allein auf weiter Flur.
Also, was sollte es bringen testen zu lassen ob...?
Du spürst es doch selber!Du liest darüber,sonst wärst Du nicht hier gelandet, und bist, so scheint es,
genauso gestresst, wie andere Mütter hochbegabter oder cleverer Kinder.
Gehe auf Deine Kinder ein! Nimm sie ernst,gib ihnen Aufgaben die verantwortungsvoll sind!
Mein Mann hat mich auch angeguckt, als ich unseren Sohn fragte(Wird im August 5) ,ob er mal die Sommerreifen auf unser Auto bauen könnte...
Bevor mein Mann das Auto hochgebockt hatte waren schon die Reifen -Muttern gelöst! Und dann ging es weiter! Na und ?Mein Mann brauchte die Muttern nur einmal nachziehen - weil mein Sohn darauf bestand,das sicherer fand!
Ansonsten hätte mein Mann das heimlich, ohne das mein Sohn das gemerkt hätte, getan!(Steigert unheimlich das Selbstwertgefühl!)
Vertraue Deinen Kindern! Wenn sie sich auf die Finger hauen - schlagen sie das nächste mal vorsichtiger oder werden Dich bitten mal den Nagel zu halten( *gg*)
Oder treffe einfach Abmachungen: Der Nagel wir bspw. nur mit einer Zange gehalten....
Oder,oder, oder....
Also ,bleibe einfach locker,es geht vielen in diesem Forum ähnlich,einschließlich mir, wie Dir...

Bis dann
Patricia
Vreni
Beiträge: 1
Registriert: Sa 16. Jul 2005, 14:25

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Vreni »

Hallo Claudia,
ich kann Dir nur den Tip geben, lass dienen Kindern genügend Freiheiten zu experimentieren. Gebe ihnen z.B. ein Altes Radio, ohne Netzwerkkabel, damit sie es auseinanderschrauben und wieder zusammen bauen können. Denn so wie du deine Kinder schilderst, werden sie nicht eher ruhe geben, bis sie etwas zum experimentieren und werken haben. Die Idee mit einer extra Werkbank wäre auch ratsam. Beziehr eure Kinder bei den anfallenden Häuslichen Reperaturen mit ein und gebt ihnen kleine Aufgaben, damit sie ausgelassener werden.
Aber leider muss ich dich ein wenig enttäuschen, wenn du hoffst das deine Kinder ihre innere Ruhe finden sollen, denn die werden sie nur für kurze zeit finden, bis sie sich wieder langweilen und neues entdecken öder ausprobieren möchten. Sorry! Versucht geduldig auf die Fragen eurer Kinder einzugehen und gesteht euch ruhig mal ein, wenn ihr nicht weiter wisst. Aber gebt euren Kindern immer das Gefühl, dass ihr hinter ihnen steht und jederzeit für sie da seid.
Hochbegabung erkennt man oft durch ein geringes Schlafbedürfnis der Kinder, durch das Überspringen ganzer Entwicklungsstufen, frühes Interesse an Zahlen und Buchstaben, hohe Sensibilität, asynchrone Entwicklung, durch Fragen, Fragen, Fragen, eine ausgeprägte Phantasie, hohe Konzentrationsfähigkeit, aber nur wenn es sie wirklich beschäftigt. Aber auch durch negatives auffallen wie z.B. sich zum Gruppenclown zu machen. Außerdem haben hochbegabte Kinder oft guten Kontakt zu älteren Kindern oder Erwachsenen, zu gleichaltrigen jedoch ehr weniger.
Dieses sind mögliche Verhaltensweisen, die auf eine Hochbegabung hinweisen können, muss aber nicht!!!!
Ich würde mir vielleicht überlegen eure Kinder testen zu lassen.

Ich hoffe ich konnte ein paar Anregungen und Tips zum Umgang geben. Aber wie gesagt es muss nicht zu treffen, dafür kenne ich die Kinder zu wenig und habe rein von dem geschriebenen beurteilt.

Mit freundlichen Grüßen

Vreni
Gast_(Axel)

Re: Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Gast_(Axel) »

[quote=Vreni,16.07.2005 , 14:53]

Ich würde mir vielleicht überlegen eure Kinder testen zu lassen.

[/quote]

Gibt es eine seriöse Institution, die Kinder in diesem Alter testen kann?

Gibt es eine sinnvolle Normung der Begabungen im Hauptlernalter von Kindern? (Das wäre die Grundlage für einen Test!)

Alles was herauskommen kann, ist das das Kind ein halbes Jahr weiter in der Entwicklung als andere Kinder ist.

Ich möchte ausdrücklich vor diesen Tests warnen, da diese Tests immer eine Auswirkung auf die Eltern-Kind-Beziehung haben.

Außerdem darf "Hochbegabung" nicht als Ausrede für soziale Defizite dienen.

Viele Grüße
Alexander
http://www.volland.info
Gast_(Alexander)

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Gast_(Alexander) »

[quote=Claudia,08.06.2005 , 13:08]

Und hier kommt meine Fragen an euch:

a) Wie habt ihr gemerkt oder abgeklärt, ob euer Kind hochbegabt ist?
b) Wie fördert ihr eure Kinder, damit diese wieder eine innere Ruhe finden? Wie geht ihr mit dem um?
[/quote]

a) das ist nicht möglich

b) Es gibt keinen Zusammenhang zwischen innerer Ruhe und Begabung.

Natürlich gibt es sehr viele Beispiele, von hochbegabten Jugendlichen mit sozialen Defiziten - prozentual genauso viele wie bei nicht-hochbegabten-Jugendlichen.

Die eigentliche gefahr ist, dass man soziale Defizite mit Hochbegabung erklärt und nichts dagegen tut.

Daher würde ich in diesem Fall eher zum Aufsuchen eine Erziehungsberatung raten und nicht eines dieser selbsternannten Experten zum Thema Hochbegabung, die sich standhaft weigern alle Studien zum Thema zu ignorieren und lieber an ihren veralteten Vorurteilen festhalten.

Viele Grüße
Alexander
http://www.volland.info
sylvia
Moderator
Beiträge: 181
Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von sylvia »

Alexander, woher hast Du Deine Infos?
Das stimmt so nicht mit HB-Forschung ueberein.
Klar gibt es Zusammenhaenge zwischen Rast/Ruhelosigkeit und Begabung. Zum Beispiel Dabrowski und Piechowski (eine Schule...) haben das unter "overexcitabilities" erwaehnt.
Dann findet man so und so viele Fehldiagnosen fuer ADHS bei Hochbegabten (z.B. in einem Buch von Webb ueber Fehldiagnosen bei HBs)
Und der hohe Energielevel ist auf fast jeder Checkliste zu finden.

Manche (NICHT ALLE!!!) sozialen Defizite kann man ganz klar mit HB erklaeren: Wenn naemlich ein Kindergartenkind in seiner Gruppe keinen zum Kommunizieren findet, weil die meisten Gruppenkinder den Wortschatz nicht verstehen.
Dann gibt es zwei moegliche Folgen: entweder, das Kind wird unsozial (und fuehlt sich bei der Gelegenheit nicht wirklich wohl) oder das Kind passt sich an (und fuehlt sich trotzdem nicht wohl, weil es ja nicht es selber ist).
Und: man kann noch so viele soziale Kontakte foerdern, ein introvertiertes Kind (75% Wahrscheinlichkeit bei HBs - im Gegensatz zu 25% bei regulaeren Personen - Wahrscheinlichkeit steigt mit der Begabung - aus Forschung von Linda Silverman)
wird introvertiert bleiben und Alleine-Zeit zum Regenerieren brauchen.
Auf welche Studien spielst Du an? Das "Ding mit der sozialen Passung" ist uralt.
Schon Hollingworth (in den 40ern) meinte, es gaebe einen Ideal-IQ (125-140) wo Kinder eher unauffaellig sind und keine sozialen Probleme haben.
Terman (noch frueher) sagte das nicht, aber seine Auswahl bestand aus lehrernominierten Kids, die in der Schule gut angepasst waren. Underachiever und "andere misfits" waren da eher nicht dabei.

Gruesse
Sylvia Zinser
Axel
Dauergast
Beiträge: 82
Registriert: Di 16. Aug 2005, 12:51

Re: Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Axel »

[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
Alexander, woher hast Du Deine Infos?
[/quote]
Aus Forschungsberichten. Bitte entschuldige, wenn ich Dir jetzt aber keine Refernz nenen kann, weil ich die nicht zu Hause rumliegen habe.
Bei dem Thema mit den Kleinkindern hatte ich mich in soweit getäuscht, dass es wohl ab 2,5 J schon Tests gibt. Ich meinte mich zu erinnern, dass es später ist.
Es mag auch aus einem Gespräch mit einer Psychologin kommen, die mich ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass die Durchführung von test an sich oft schon negative Konsequenzen für die Kinder hat (Erwartungshaltungen, plötzliche Unsicherheit der Eltern, usw.)

[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
Das stimmt so nicht mit HB-Forschung ueberein.
Klar gibt es Zusammenhaenge zwischen Rast/Ruhelosigkeit und Begabung. Zum Beispiel Dabrowski und Piechowski (eine Schule...) haben das unter "overexcitabilities" erwaehnt.
Dann findet man so und so viele Fehldiagnosen fuer ADHS bei Hochbegabten (z.B. in einem Buch von Webb ueber Fehldiagnosen bei HBs)
Und der hohe Energielevel ist auf fast jeder Checkliste zu finden.
[/quote]

Ja, weil einer vom anderen abschreibt! Kennst Du den Eisenwert von Spinat? Er ist auf praktisch jeder Skala um den Faktor 10 falsch!
Genau aus dem gleichen Grund.

[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
Manche (NICHT ALLE!!!) sozialen Defizite kann man ganz klar mit HB erklaeren: Wenn naemlich ein Kindergartenkind in seiner Gruppe keinen zum Kommunizieren findet, weil die meisten Gruppenkinder den Wortschatz nicht verstehen.
[/quote]
Ist das ein soziales Defizit beim Kind oder in seinem Umfeld?

Ich sprach eigentlich mehr aus der Sicht des Erwachsenen Hochbegabten und der Frage: Hat die Hochbegabung den Preis von sozialen Schwächen? (Eierkopfsydrom)
Und da ist die Antwort: nein.


[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
Dann gibt es zwei moegliche Folgen: entweder, das Kind wird unsozial (und fuehlt sich bei der Gelegenheit nicht wirklich wohl) oder das Kind passt sich an (und fuehlt sich trotzdem nicht wohl, weil es ja nicht es selber ist).
Und: man kann noch so viele soziale Kontakte foerdern, ein

[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
introvertiertes Kind (75% Wahrscheinlichkeit bei HBs - im Gegensatz zu 25% bei regulaeren Personen - Wahrscheinlichkeit steigt mit der Begabung - aus Forschung von Linda Silverman)
[/quote]

Das halte ich für ein Gerücht. Hat die gute Frau Details zu ihrer Forschung veröffentlich? Ich meine bei meinem letzten Besuch an der HB Forschungsstelle Ulm gelesen zu haben, dass es da keine Abweichungen gibt.
(Was auch denkbar unlogisch ist:
25% der IQ129 sind introvertiert und ab IQ130 plötzlich 75%?
Oder ist es so, dass es extrovertierter einer ist, er auch umso dümmer ist?)

Übrigens deckt sich das nicht mit meinem Erfahrungsschatz, den ich bei Mensa sammle.

Was ich mir denken kann, das hier die Self fullfilling prophecy eine sehr große Rolle spielt - wieder eine negative Folge, wenn Eltern wissen, dass ihr kinde hb ist. (und darum so und so sein muss!!!!)

Diese Checklisten gehören echt verboten.

[quote=sylvia,24.08.2005 , 15:39]
Schon Hollingworth (in den 40ern) meinte, es gaebe einen Ideal-IQ (125-140) wo Kinder eher unauffaellig sind und keine sozialen Probleme haben.
[/quote]

widerspricht das nicht der these, dass die kinder introvertiert sind und keine anderen zum sprechen haben? führt mangelnde Kommunikation nicht eher zu sozialen Problemen?

Viele Grüße
Alexander
Gast_(Sylvia)

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von Gast_(Sylvia) »

Hallo Alexander (und alle anderen Mitleser...)
Naja, Referenzen sind so eine Sache - auch wenn ich relativ einfach drauf zugreifen koennte bin ich doch meist zu faul ...

Du hast schon recht, dass IQ-Tests in dem fruehen Alter von 2-3 Jahren recht ungenau sind (zumal diese ja auch gerne zur Diagnose von Entwicklungsdefiziten erstellt sind) Trotzdem lass ich auch nicht viel auf die Checklisten kommen - der Trick ist, dass man als Eltern/Lehrer nicht denkt, alles muesse zutreffen und dass man einen echten Vergleich hat (was fuer Eltern oft sehr schwierig ist)
Negative Auswirkungen von Tests habe ich bisher noch nicht erlebt - Joan Freeman aus England hat das mal erforscht - die Folgen der Etikettierung und ist zu entsprechenden Ergebnissen gekommen und wird entsprechend gerne zitiert, aber sie hat ihre Gruppe nicht vorsichtig genug ausgewaehlt: alle beobachteten "etikettierten" Kinder waren gewaehlt, weil deren Eltern in der NAGC (DGhK auf englisch) waren - nun frage Dich, warum waren die Eltern dort? Meiner Erfahrung nach, gehen hauptsaechlich Eltern von Kindern mit Probleme hin, ist alles problemlos, lassen sich die zugehoerigen Eltern nicht in solchen Gruppen blicken. (Klar, Ausnahmen bestaetigen die Regel...)
Also bei der Studie muss man schon Ursache und Wirkung unterscheiden. Leider ist das Ergebnis dieses "Gulbekian Projektes" wieder und wieder zitiert worden und ein klassisches Argument gegen Testen geworden.
(Und: ja ich kenne das Spielchen mit dem Spinat. Ich selbst bin Physikerin - da ist das ganze oft noch viel schlimmer mit der Freunde-Zitiererei)
Ich habe noch kein Kind getroffen, das unter dem Testen gelitten hat. Ich kenne einige Familien, wo der Test "nur" grenzwertig war, das hatte aber eher einen Einfluss auf die Eltern, nicht in der Form von Enttaeuschung, sondern eher der Festigung der Einstellung, man haette ja nichts falsch gemacht.
Andersrum: wenn der Test HB ergibt, bedeutet das fuer viele Eltern ein "Achsooo"-Effekt - sie koennen mit der Geschichte besser umgehen.

Zur Frage, ob die Nicht-Kommunikationsfaehigkeit eines HB-Kindergartenkindes ein soziales Defizit beim Knid oder der Umgebung ist, wuerde ich sagen, weder noch - eher ein "mismatch" - eine unpassende Umgebung. Springerkinder bluehen nach dem Springen oft sozial auf, weil es einfach besser passt.
Bei Erwachsenen stimme ich Dir zu - die kriegen aber keine Alterskameraden als moeglichen Freundepool aufgedrueckt und haben Freiheit beim Aussuchen.

Das mit der Introversion ist auch mehrfach zitiert, ich glaube Silverman zitiert das von frueheren Arbeiten. (muesste etzt nachschauen) Der Grund, warum sie das nennt ist, weil sie behauptet, dass je hoeher der IQ ist, desto schlechter die Passung in die gleichaltrige Umgebung ist. Sie hat in ihrer Praxis oft hoechstbegabte Kinder zu untersuchen - also IQ 145 aufwaerts und in den USA geht die testbare Skala ja bis ueber 200.
Natuerlich ist die Mehrheit der HBs im Bereich 130 -140 - und haben damit dann oft weniger soziale Probleme, weniger Introversion usw.
Bei einem 200 Kind kann man allerdings Introvertiertheit erwarten...
Es soll einfach eine hoehere Wahrscheinlichkeit fuer I.V. fuer hoehere IQs sein. Natuerlich ist bei 130 keine scharfe Trennlinie. Es ist genauso ein Kontinuum wie IQ, Laengenwachstum und 100m-Lauf-Geschwindigkeit.

Die Arbeiten, die ich jetzt zitiert habe sind durchwegs aus dem amerikanischen Raum, leider gibt es da eine klare Trennung, europaeische Arbeiten werden hier leider oft nicht beachtet. Auf der anderen Seite sind die Amerikaner schon ein wenig laenger mit der Thematik beschaeftigt (an die 100 Jahre) und werden auch gerne im europaeischen Raum zitiert. Die Checklisten sind aber ueberall sehr aehnlich, und: ja, mit Vorsicht zu geniesen, aber ich finde sie schon nuetzlich. Aiga Staüpf (Tuebingen) meinte, als wie unseren Aeltesten bei ihr testen lassen haben, dass die meisten Eltern recht haben - oder zumindest einen legitimen Grund fuers Testen haben, wenn sie zu ihr kommen (deckt sich mit Berichten aus Linda Silvermans Praxis) Eigentlich sind die Checklisten ja nur da, um das Bewusstsein su schaerfen, dass es sowas wie HB gibt, in sofern finde ich sie nicht ganz so schlimm wie Du (vielleicht sollte man einen Disclaimer dranhaengen :-) )

OK, Gruesse von Sylvia
sylvia
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Registriert: Do 1. Mai 2003, 00:00

Re: Hochbegabt und wenn ja, wie umgehen?

Beitrag von sylvia »

Noch eins zum Thema Introversion -
in diesem Forum gibt es einen Link zu meiner Kindergarten-Umfrage.
Als Neben-Daten habe ich auch abgefragt, ob die Eltern ihre Kinder als Introvertiert sehen. 29 Prozent der Eltern sagen, ihr Kind ist introvertiert, 24, dass es extrovertiert ist, der Rest weiss es nicht.
Leider war die Statistik zu schlecht, um die INtroversion mit verschiedenen IQ-Bereichen zu korrelieren. (Der Fragebogen ist noch im Netz und ich werde in ein paar Wochen/Monaten anfangen, die Rest-Daten einzuarbeiten...)

Also ganz in Beton geschrieben ist das Ergebnis de Quelle von Linda Silverman auch nicht ;-)
Ansonsten muss ich auch noch mal irgendwann die Kinderantworten zum Thema auswerten. Interessant ist, dass von 20 Eltern, die sagen, ihr Kind sein introvertiert, 18 sagen, er/sie sei perfektionistisch.
Liebe Gruesse von Sylvia
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