um eines deiner Beispiele aufzugreifen: es ist durchaus ein Unterschied, ob ein Kind am Straßenrand deswegen an der Hand bleibt, weil es die Gefahren des Straßenverkehrs verstanden hat - oder deswegen, weil ansonsten eine Sanktion droht... Im letzteren Fall lernt die kindliche Emotionsregulation aus solchen Erfahrungen, dass das Leben in der Familie ein permanenter Machtkampf ist... Im ersteren Fall lernt das Kind die gemeinschaftliche Fürsorge um die körperliche Unversehrtheit, wenn auch das Kind auf das Elternteil aufpassen darf...

Wenn ich deine Andeutungen richtig verstanden habe, bist du öfters mit der Niederschlagung von Zwergenaufständen beschäftigt, als es dir lieb wäre. Möglicherweise gleicht inwischen für deine Kinder das Leben einem "Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel", bei dem Mama immer gewinnt... Und wenn sich das Kind naturgegeben dennoch ärgert, droht die nächste Runde dieses Spiels, bei dem Mama immer gewinnt...
Wahrscheinlich kann man als Elternteil nicht immer so ein Spielchen um das Verlieren oder Gewinnen in einer konfrontativen Situation vermeiden, aber gerade dann sollte man auf das Kind zugehen - und nicht Strafen androhen. Es taugen dann vielmehr solche Verhaltensweisen, die man auch bei Brettspielen üben und beherzigen sollte. Wichtig ist das Besprechen von Gefühlen, die auf beiden Seiten durch eine echte oder spielerische Konfrontation erzeugt werden. Dies übt die Empathie, die nun mal zum Verständnis der sozialen Wechselwirkungen nötig ist. Dieses Verständnis ist wiederum das Fundament eines einvernehmlichen Erziehungsstils. Wenn du immer nur die Rolle des "dominanten Chefs" mimst, verbirgst du deine Gefühle ja eher, so dass sich ein einvernehmlicher Erziehungsstil nicht ausbilden kann. Zudem schmälert dies die Kompetenz der kindlichen Emotiotionsregulation, so dass du vermehrt jene unkontrollierbaren Gefühlsäußerungen beobachtest, die du wiederum als Fehlverhalten verbuchst... Jene emotionalen Lernprozesse, die nachher den Erziehungsstil prägen, finden im zweiten und dritten Lebensjahr statt - bei fixen Kindern womöglich auch früher. Danach wird es zunehmend schwieriger, den Stil und die eigene Rolle in der Erziehung zu verändern. Es ist einfach wichtig zu wissen, "dass gerade die Fähigkeit zur Emotionsregulation eng mit den sozialen Beziehungen außerhalb und innerhalb der Familie zusammenhängt. Gerade im Hinblick auf unangenehme Gefühle wie Wut, Traurigkeit und Enttäuschung stellt das Repertoire an Regulationsstrategien eine wichtige Ressource im Umgang mit belastenden Situationen und Konflikten dar." (Link)
Viele Grüße von Neckri