8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
shaja-neu
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8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von shaja-neu »

Lange habe ich hier nicht mehr geschrieben. Ich arbeite nach einem Jahr Pause wieder und auch mein Sohn hält mich ziemlich "auf Trab "...

Nun komme ich endlich dazu, wieder mal einen Lagebericht zu schreiben :

Nachdem mein Sohn mit gerade mal 7 Jahren im März schnupperte und dann auch sprang, war er dann plötzlich ein 7 jähriger Drittklässler.

In den ersten Monaten lief alles sehr gut. Er fehlte sehr oft, da sich ein Heuschnupfen in allergisches Asthma wandelte, er auch Lungenentzündung hatte.
Trotz -odér gerade aufgrund? ?der vielen Fehltage und obwohl wir in Deutsch fast nie die fehlenden Unterlagen erhielten, (Lehrerin weigerte sich, ich traute mich nur selten, andere Mamas anzurufen deswegen ,bekam er sowohl in Deutsch als auch in Mathe im Zeugnis eine 1! Auch der Verbalteil beschrieb ihn als äußerst lieben, friedfertige Jungen.

Nun geht es ihm gesundheitlich viel besser (ich war beim Homöopathen mit ihm )und er fehlt seit Wochen nicht mehr -
Nun geht es ihm psychisch nicht mehr so gut. ..

Nach Gesprächen mit ihm und seiner Klassenlehrerin ergab sich :Totale Unterforderung :(
Leider ist diese Lehrerin der Meinung, sie könne in Deutsch nicht differenzieren :o
Die Mathelehrerin (gleichzeitig auch Rektorin )baten wir nun um ein Gespräch -vielleicht kann sie in Mathe wenigstens differenzieren...

Bei meinem Sohn äußerst sich Unterforderung leider so"

Sinkende Selbstbewusstsein, Zunehmender Rückzug, Unruhe, Wutanfälle. ...
ER tut mir so leid!
Er trifft sich mit fast keinem Kind mehr, spielt auch seit Wochen nicht mehr in der Pause und wenn dann ganz sporadisch mit einzelnen Kindern verschiedener Klassen.
Aber er ist insgesamt sehr alleine. ...
ICH weiß, dass viele Kinder ihn mögen -er ist lieb und fair und hat einen tollen Humor und ist äußerst kreativ. ..

Ehrlich gesagt, finde ich die Vorstellung erschreckend, er bleibt in diesem Zustand bis zu den Sommerferien! ! :o
Derzeit sind wir beschäftigt mit Gesprächen diverser Gymnasialdirektoren. ..aber auch diesbezüglich bin ich recht frustriert, da seine Klassenlehrerin sagte, sie sehe ihn nur auf einem HB-GYMNASIUM oder in einem HB--Zug, , keinesfalls in einer Regelklasse. .
Daher haben wir nur drei Schulen zur Auswahl. ..

Am Meisten belastet mich die Tatsache, dass er schon so oft gelitten hat, immer wieder gelangt er recht schnell an den Zustand der völligen Unterforderung, wird er akzeleriert, dann blüht er sehr sehr auf,auch sozial!

Dennoch bereuen wir den Sprung nicht -im Gegenteil :So hat er ein Jahr Grundschule weniger :)
Ich finde es schade, dass er offensichtlich noch lange suchen muss, bis er seinen Platz gefunden hat
..oder findet er ihn nie??? :o
Die Jungs in seiner Klasse sind -bis auf einen -ziemlich nett zu ihm, ein paar waren eine Zeit lang ziemlich an ihm interessiert, doch haben sie sich irgendwann etwas zurück gezogen, da mein Sohn zu passiv war...aber sie sind noch sehr freundlich zu ihm..die Mädels mögen ihn nicht, denke ich -bis auf eine, mit ihr kommt er gut aus...
So. das war mal wieder ein Bericht, der bitte nicht vom Sprung abhalten soll -das tat ihm wirklich gut....

LG shaja
Edainwen
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Edainwen »

Hallo Shaja,

vielen Dank für Deinen Bericht, die sind immer wieder sehr interessant zu hören!

Ich drücke Deinem Sohn sehr die Daumen, dass es ihm bald wieder besser geht!

Bei uns ist ja auch die Unterforderung in Mathe ein großes Problem. Sohn hilft der großen Schwester bei ihren 4.Klässler-Hausaufgaben - was die allerdings gar nicht toll findet. Und in der Schule muss er dann Sachen wie 15+52 rechnen :schwitz: Und die Lehrerin sieht zwar theoretisch, dass er sehr weit ist, aber sie bremst ihn eher bzw. lenkt ihn immer in Richtung Deutsch ab. Ein Sprung kommt - wegen seines sehr jungen Alters und seiner langsamen Schreibgeschwindigkeit - nicht in Frage, zumal er in Mathe ja sozusagen ohnehin in die 5. springen müsste, um etwas neues lernen zu können ...
Rabaukenmama
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Shaja,

danke für Deinen Lagebericht - komisch, ich habe erst vor kurzem an Euch gedacht und daran, wie es deinem Sohn nach dem Sprung wohl gehen wird.

Auch wenn Unterforderung natürlisch schlimm ist will ich euch Mut machen - ihr habt wenigstens DREI Schulen zu Auswahl wenn Euer Sohn ins Gymnasium wechselt. Und wenn ihr euch NICHT an die Empfehlung der Lehrerin haltet (es ist ja nur IHRE Meinung und sollte für euch nicht bindend sein) habt ihr noch viel mehr Möglichkeiten.

Ich fange gerade an zu überlegen ob auch Kleinsohn hochbegabt sein könnte. Im Moment will er (3 Jahre 4 Monate) von mir die Namen vieler Bekannten wissen und lernt dann, sie auswendig zu buchstabieren (in Gebärdensprache) und in den Computer zu tippen. Im Moment blüht er richtig auf, löst die Puzzles seines Bruders und liebt Würfelspiele, wo er auf einen Blick die gewürfelte Augenzahl erkennt. Demnächst steht ein Gespräch im Kindergarten an wo auch schon der Verdacht auf Hochbegabung geäußert worden ist.

Das einzige, wo kaum was weitergeht, ist seine Lautsprachentwicklung. Er steht seit über 6 Monaten bei einem aktiven Wortschatz von ca. 7 Wörtern. Die (sehr gute) Logopädin ist begeistert von seiner langen Aufmerksamkeitsspanne und seiner schnellen Auffassungsgabe. Trotzdem spricht er so gut wie gar nicht. Seit einigen Tagen trägt er aber zumindest zeitweise die Horchis auch zu Hause, es besteht also Hoffnung. Aber sollte es bis zur Einschulungs-Untersuchung (in gut 2 Jahren) nicht wirklich deutlich besser sein kann ich sämtliche Regelschulen (auch solche mit Integrationsklassen und sprachheilpädagogischen Schwerpunkt) vergessen. In dem Fall bleiben in ganz Wien 2 Schulen übrig (wo Gebärdensprache auch Unterrichtssprache ist) , wovon eine nach Sonderschullehrplan unterrichtet :( .

Ich will nicht VORjammern und bis zur Einschulung sind ja noch 2 Jahre und 9 Monate Zeit. Aber ich will euch zeigen dass ihr tatsächlich viel mehr Möglichkeiten habt, als ihr jetzt seht - auch wenn vielleicht die Ideallösung nicht dabei sein sollte.

Ist die Klassenlehrerin, die deinen Sohn eigentlich "auf keinen Fall" in einer Regelschule sehen will, dieselbe Person, die von sich behauptet, in deutsch nicht differenzieren zu "können"? Wenn es so sein sollte würde ich nicht so viel auf ihre Einschätzung (dass er unbedingt in eine HB-Schule muss) geben sondern sehr wohl auch bei Regelschulen schauen, WO es Lehrer gibt, die sich differenzieren zutrauen. Denn wenn die Lehrerin selbst vorgibt, etwas (=differenzieren) nicht zu können, dann wird sie wahrscheinlich davon ausgehen dass es ihre Kollegen genausowenig können. Und das ist ein Irrtum! Es gibt zwar leider wirklich viele Lehrer, die nicht differenzieren können und leider auch etliche darunter, die es gar nicht lernen WOLLEN, doch das sind längst nicht alle.

Außerdem beschreibst du sehr positiv dass sich dein Sohn grundsätzlich in seiner Klasse wohl fühlt und nur unter der Unterforderung leidet. Das ist zwar schlimm, aber wenn er hochbegabt ist wird er lernen (müssen), damit umzugehen. Ich bin ja selbst HB und da ich wegen "fehlender sozialer Reife" nur die Hauptschule besucht habe, weiß ich leider aus Erfahrung, was Unterforderung bedeutet. Bei mir hat es zur Entwicklung zum underarchiver geführt, weil Dinge, die ich ohnehin längst wusste, so oft durchgekaut und wiederholt wurden dass ich schließlich ganz aufgehört habe im Untericht zuzuhören.

Ein Mädchen aus meiner Volksschulklasse, von dem ich stark vermute dass auch sie hochbegabt war (bzw. ist) kam dagegen in ein ganz "normales" Gymnasium. Vorher, in der 4. VS-Klasse war sie ebenso unterfordert gewesen wie ich. Doch im Gym bekam sie gleich mal ein paar schlechte Noten. Sie war gewohnt gewesen, ohne viel aufpassen und Aufwand Einer und schlechtestenfalls Zweier zu schreiben - damit war es im Gym vorbei. Sie musste erst mal lernen, wie man lernt, hat das aber bald herausgekommen und schließlich mit einem Notendurchschnitt von 1,3 maturiert. In ihrer Klasse war sie immer sehr anerkannt und beliebt.

Ich glaube dass der Unterschied von Lernstoffmenge und Unterrichtstempo zwischen Volksschule und Gymnasium doch ziemlich groß ist und auch kluge Kinder - gerade in der Umstellungsphase - doch ziemlich gefordert werden. Ich würde mir an Eurer Stelle jedenfalls auch ganz "normale" Gymnasien ansehen und vor allem mit den Lehrern sprechen um herauszufinden, wo generell Wert auf differenzieren gelegt wird und wo nicht. Es besteht ja außerdem noch mal die Möglichkeit eines Sprungs. Ich habe generell keine Vorurteile gegen HB-Schulen oder HB-Züge, glaube aber nicht, dass es in jedem Fall passend bzw. notwendig ist.

Alles Gute und ich hoffe für Deinen Sohn dass er bald wieder mehr gefordert wird :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Maca »

Liebe Shaja,

Es ist immer unser Ziel ,daß die Kinder zufrieden und ausgefüllt sind.
Die Grundschule kann das Hb Kindern einfach nicht bieten,erst auf dem Gymnasium gibt es zumindest phasenweise die Möglichkeit sich z.B. In Projektarbeiten auf einem für schlaue Kinder geeignetem Niveau mit Sachverhalten zu beschäftigen.
Und ihr habt sogar die Auswahl zwischen 3 HbSchulen,habe ich das richtig verstanden,das bietet doch schon Optionen :) .

Ich persönlich würde von einem weiteren Sprung eher abraten.
Du beschreibst dein Kind eher als kreativ,empfindsam,zurückhaltend,um sich gegen 2 bis 3 Jahre ältere Jungen später durchzusetzen braucht er ein sehr,sehr,sehr,sehr dickes Fell.
Unser Sohn,im Sommer 9 geworden,ist nun auf dem Gymnasium ,es ist für ihn zwar immer noch sehr langweilig,aber wenigstens gibt es AGs ,Orchester,Mathezirkel und jede Menge Wettbewerbe!,da powert er sich zurzeit aus,Unterrichtsstoff ist halt notwendiges Übel!
Wenn ich mir aber vorstelle,daß mein eher zartes Kind nun bei den ' Riesen' in der 6. Klasse wäre,wird mir mulmig.
Vielleicht täusche ich mich,aber ich habe auch das Gefühl,daß die Sozialkompetenz bei den Kindern im Vergleich zu meiner Kindheit eher abgenommen hat.
Wir ließen die Jüngsten der Klasse grundsätzlich in Ruhe,es war eine stillschweigende Übereinkunft diese zu schützen.
Das sehe ich heute gar nicht.Die Jüngsten und Schwächsten oder 'Ungenormten' leiden oft am Meisten.Der Akademikeranteil in unserem Viertel und an allen Schulen hier ist sehr hoch,aber sozialer Krieg herrscht trotzdem! :evil:
Ich weiß auch einfach nicht mehr was normal ist und was nicht,aber wenn ein größerer Junge plötzlich und vollkommen grundlos mit einem dicken Stock auf meinen Sohn losgeht,werde ich zur Löwenmama :mrgreen: !
Sowas passiert hier leider!

:fahne: Aber WENN ihr die Möglichkeit auf eine HB Schule habt,großartig!!!!!!!!! Das ist nämlich nicht überall der Fall!!!!!!! :roll:

lg Maca
shaja-neu
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von shaja-neu »

Liebe Edainwen,

auch schön, von dir wieder zu lesen :) :)

Wie äußert sich die Unterforderung bei deinem Sohn?

Würdest du mir das beschreiben?

Wenn ich nicht nach dem Sprung und auch damals nach Beginn des Drehtürprinzips in Mathe gesehen hätte, wie mein Sohn damals aufblühte, würde ich gerade nicht an Unterforderung denken, sondern eher an eine kleine Depression.....
Meiner spielt kaum mehr mit anderen Kindern, mag sich privat nicht mehr verabreden, sheint plötzlich sozial weniger kompetent zu sein!, weint fast jeden Nachmittag, vor allem sobald wir über Schule oder Hausaufgaben auch nur reden, hat plötzlich wieder Wutanfälle, wirkt richtig verzweifelt, hat Ordnungsprobleme in der Schule (nicht gravierend), seine Schrift ist nicht mehr so schön usw

LG shaja
shaja-neu
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von shaja-neu »

Liebe Rabaukenmama,


danke für Deinen Lagebericht - komisch, ich habe erst vor kurzem an Euch gedacht und daran, wie es deinem Sohn nach dem Sprung wohl gehen wird.

schön, dass ich noch nicht vergessen bin 8-)

Ja,, du hast Recht drei Gymnasien sind viel-eigentlich sind es sogar vier. Allerdings sind nicht alle gleich passend: Eines ist in der Nachbarstadt, eines liegt ebenfalls in einer Nachbarstadt und wäre ein reines HB-Gymnasium , allerdings gebunden ganzrtägig-und ganztägig ist nicht optimal für meinen freiheitsliebenden Sohn ;) Eines wäre mit der Straßenbahn ca 30 Minuten entfernt (oder ein wenig mehr), keine richtiges HB-Gymnasium, aber explizit schon einige Jahre mit viel HB-Erfahrung. DAs vierte steht bei uns zur Zeit auf Platz 1. Es liegt nah genug(Straßenbahn ca 20-25 Minuten), hat einen HB-Zug, wir waren schon beim Schulleiter(sympathisch) und gewiss trifft er dort auf ein paar bekannte Gesichter. Großer Nachteil: Latein ab Klasse 5! Ich glaube nicht, dass das meinen Sohn besonders interessiert. Er ist eher ein zukunftsorientierter Mensch, kann mit einer toten Sprache nicht allzu viel anfangen. Außerdem liebt !! er Frankreich! Somit entspräche Französisch und dann sobald wie möglich Naturwissenschaftliche Fächer viel eher seinen Interessen.
Das meinte ich mit der Überlegung, dass wir eventuell eingeschränkt sind in der Auswahl der passenden Schule. Nun schauen wir mal, was die Rektorin meint, sie kennt ihn gut und kennt sich sehr gut mit Hochbegabung aus.
Und die Klassenlehrerin meinte nicht (nur) ihre persönlichen Fähigkeiten der Differenzierung, sondern sie meinte, seine Art zu denken und sein Alter. Er wird beim Wechsel ins Gymnasium 8,8 Jahre jung sein. Allerdings wird er wenigstens älter geschätzt....Äußerlich auffallen würde er nicht besonders.
ich möchte allerdings nicht allzuviel klagen, denn ich kenne natürlich genug andere Kinder, die mit der Wahl der weiterführenden SChule ganz andere Sorgen haben. Beispielsweise gibt es einen hyperaktiven Jungen, überdurchschnittlich intelligent, der aufgrund dessen, dass er in der Grundschule jahrelang eine Schulbegleitung hatte, Probleme mit der Aufnahme an einem Gymnasium seiner Wahl haben könnte...

Ja und auch das was du schilderst, liebe Rabaukenmama, könnte etwas schwieriger werden.
So wie du ihn schilderst, erinnert er mich bezüglich der kognitiven Entwicklung sehr an meinen Sohn in diesem Alter! Sieht tatsächlich nach besonderer Begabung aus!

Wir erklärst du dir die schleppende Entwicklung der Lautsprache? Wie kommuniziert er denn ohne Lautsprache? Vielleicht sieht er sie als nicht so wichtig an? Oder er hat einfach keine Lust darauf, von der -wenn auch sehr guten-Logopädin unterrichtet zu werden? Er scheint ja, so wie mein Sohn, Autodidakt zu sein. Oder es gibt gerade interessanteres für ihn als dieses Thema, nämlich rechnen und schreiben? Spürt er den Druck, der ja offensichtlich besteht? Er sollte natürlich bis tur Einschulungsdiagnostik über gewisse Kompetenzen der Lautsprache verfügen. Das ist klar. Spürt er irgendwie den Druck? Er scheint ja sehr sehr intelligent zu sein ;) ;)

Mir würde es so gehen wie dir, auch ich würde mich sorgen in deiner Lage. So geht es mir bei meinem Sohn ja, was die soziale Kompetenz betrifft. Seit Jahren sorge ich mich immer irgendwie, diese könnte sich nicht gut genug entwickeln.....Mein Mann allerdings sagte vor ein paar Tagen:" Vielleicht braucht unser Sohn auch im sozialen nicht soooo viel Übung (also ständiges spielen mit anderen Kindern) wie er ja auch sonst kaum Übung benötigt. Vielleicht spielt er ja deswegen nicht jeden Nachmittag mit anderen Kindern, sondern sucht eher öfter seine Ruhe..."Naja, wer weiß...

Wenn dein Sohn hochbegabt ist ( wovon ich ausgehe ;) ;) ), dann die Frage: Kann die Logopädin damit adäquat umgehen?Sie ist zwar sehr gut schreibst du, aber ist sie auch sehr gut für speziell die Art und weise, wie sich dein Sohn Wissen aneignet?

Was mir gerade einfällt: Habt ihr eigentlich privaten kontakt und Verabredungen mit Kindern, die die Gebärdensprache schon können und nutzen? Weiß nicht, ob das was bringen würde, ist nur so eine spontane Idee...

Noch was zum Thema "Differenzierung an Gymnasien": Meinem Sohn wäre es viel lieber, öfter mal keine Frontalunterricht erdulden zu müssen. Ab und zu hat er nichts dagegen, aber wenn es zu viel Frontalunterricht gibt, dann mag er das nicht mehr-denn er tütftelt ja gerne auch mal alleine oder in Kleingruppen über einen Sachverhalt...Das spräche dann wieder für HB-Klassen. Denn soweit wir informiert sind, gibt es dort genau diese Möglichkeit. Ein Austausch mit ähnlich Denkenden in freier Arbeitsweise mag mein Sohn ganz besonders...Auch das spräche für spezielle Klassen/Schule. Im Regelunterricht im Gymnasium ist Differenzierung wohl eher die Ausnahme, habe ich zumindest vielfach gehört. Aber das genau zu erfahren, dafür nutzen wir in den nächsten Monaten unsere Freizeit...


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Außerdem beschreibst du sehr positiv dass sich dein Sohn grundsätzlich in seiner Klasse wohl fühlt und nur unter der Unterforderung leidet. Das ist zwar schlimm, aber wenn er hochbegabt ist wird er lernen (müssen), damit umzugehen. Ich bin ja selbst HB und da ich wegen "fehlender sozialer Reife" nur die Hauptschule besucht habe, weiß ich leider aus Erfahrung, was Unterforderung bedeutet. Bei mir hat es zur Entwicklung zum underarchiver geführt, weil Dinge, die ich ohnehin längst wusste, so oft durchgekaut und wiederholt wurden dass ich schließlich ganz aufgehört habe im Untericht zuzuhören. 
Du beschreibst exakt die derzeitige Situation meines Sohnes....Und ja, meine Sohn fühlt sich schon wohl in der Klasse, aber dennoch würden wir uns wünschen, dass er in einer reinen hb-Klasse sich noch wohler fühlen würde...Wir haben gehört, in diesen Klassen ist Altersunterschied kein Problem, würden die Lehrer (die sich ja fortgebildet haben ) besser auf die speziellen Bedürfnisse und Eigenheiten hochbegabter Kinder eingehen können. etc...Wie gesagt, bin gespannt, was die Rektorin sagt, doch bisher haben wir in jeder institution den Rat erhalten, ihn in eine spezielle Klasse/Schule zu schicken. Auch wir sehen das so, wenn auch ich mir ein normales Leben mit einem normalen Kind in einer normalen Schule immer gewünscht habe-aber das ist wahrscheinlich naiv, denn jeder trägt ja sein "Päckchen" mit seinen Eigenheiten mit sich....

Ein Mädchen aus meiner Volksschulklasse, von dem ich stark vermute dass auch sie hochbegabt war (bzw. ist) kam dagegen in ein ganz "normales" Gymnasium. Vorher, in der 4. VS-Klasse war sie ebenso unterfordert gewesen wie ich. Doch im Gym bekam sie gleich mal ein paar schlechte Noten. Sie war gewohnt gewesen, ohne viel aufpassen und Aufwand Einer und schlechtestenfalls Zweier zu schreiben - damit war es im Gym vorbei. Sie musste erst mal lernen, wie man lernt, hat das aber bald herausgekommen und schließlich mit einem Notendurchschnitt von 1,3 maturiert. In ihrer Klasse war sie immer sehr anerkannt und beliebt.
Acuh dies wird wohl in hb-Kalssen/Schulen berücksichtigt. Zumindest wurde uns dies im Gespräch mit dem Gymnasialdirektor so vermittelt: Es würde auf hb-kinder eingegangen, die das Lernen noch nicht können...
Ich glaube dass der Unterschied von Lernstoffmenge und Unterrichtstempo zwischen Volksschule und Gymnasium doch ziemlich groß ist und auch kluge Kinder - gerade in der Umstellungsphase - doch ziemlich gefordert werden. Ich würde mir an Eurer Stelle jedenfalls auch ganz "normale" Gymnasien ansehen und vor allem mit den Lehrern sprechen um herauszufinden, wo generell Wert auf differenzieren gelegt wird und wo nicht. Es besteht ja außerdem noch mal die Möglichkeit eines Sprungs. Ich habe generell keine Vorurteile gegen HB-Schulen oder HB-Züge, glaube aber nicht, dass es in jedem Fall passend bzw. notwendig ist.
So habe ich mir das auch schon überlegt, da ich von einer Freundin weiß, wieviel plötzlich im Gymnasium gefordert wird!!Aber ein weitere Sprung kommt für uns nicht in Frage, da er schon zweimal akzeleriert wurde.Wir haben schon mehrfach gehört, dass die hb-Klassen die es bei uns in Ba-Wü in normalen Gymnasien gibt, toleranter seien untereinander und einen sehr guten Zusammenhaltz hätten. Natürlich ist das auch GLücksache und hängt sehr von Lehrer/in, Schüler/innen und Eltern ab.... ;)
Wir waren ja vor zwei Wochen bei der Beratung in zwei Gymnasien mit hb-Zug bei den Direktoren und es klang sehr passend. Wir werden auch noch andere Gymnasien anschauen, aber-kannst du das verstehen? ich bin einfach müde davon, dass mein Sohn immer und stets auffällt-vielleicht im Gymnasium nicht mehr kognitiv, sondern eher durch sein junges Alter und die damit verbundene emotionale Entwicklung...




Liebe Grüße shaja
Edainwen
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Edainwen »

Hallo Shaja,

tja, schwierig mit den Gymnasien, da müsst ihr ja wohl wirklich alle mal ansehen und keines hört sich optimal an :schwitz: ... bei uns ist die Auswahl allerdings noch kleiner, es gibt das normale Gymnasium im Nachbarort, wo alle Kinder hingehen, wo der Schulbus hinfährt und das eigentlich einen guten Ruf hat, aber HB-Förderung sich eben auf Zusatzprogramme am Nachmittag beschränkt- was an der Langeweile am Vormittag ja nichts ändert und die Nachmittage noch zusätzlich verbaut und ein Gymnasium mit HB-Zug, zu dem wir Sohn aber - mindestens eine Teilstrecke - mit dem Auto fahren müssten, da es keine Busverbindung gibt (Züge gibt es hier eh nicht ;) ). Fahrtzeit miT dem Auto ca. 40 Minuten ...

Tja, wie äußert sich die Unterforderung bei meinem Sohn? Er klagt halt über Langeweile. Ansonsten: er hat Wutanfälle, braucht länger für langweilige Sachen (ein Matheblatt seiner Schwester macht er in 10 Minuten, eins von sich selber in einer halben Stunde, weil er sich nebenher wegträumt)... er hat weniger Lust (nachmittags), überhaupt etwas zu machen ... aber ob das jetzt alles aus der Unterforderung kommt, oder ob das (gerade die Wutanfälle) Charaktersache sind, keine Ahnung. Er war ja bisher quasi immer unterfordert, seit er in den KiGa kam - und er hat immer brav versucht, sich anzupassen ... und hatte auch schon immer Wutanfälle seit dem KiGa ;) Also so extrem wie bei Euch ist es sicher nicht.
Meersalz
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Meersalz »

Hallo Shaja,

auch wir lesen bei Euch mit und drücken Euch die Daumen, dass Ihr ein passendes Gymnasium findet. So aus dem Bauch raus würde ich auch eine HB Klasse bzw ein Gymnasium mit HB-Zug favorisieren, da das Problem mit der Unterforderung und dem Alter leider auch immer wieder Thema bei uns ist (unsere Große ist seit Spätsommer als Gastkind in der 1. Klasse -zu jung für Einschulung- und Mittlerweile steht Ihre Klassenlehrerin mit allen Förderlehrern (Mathe, English, Spanisch) in Kontakt da unsere Große nach knapp 4 Monaten, trotz neuer Schulsprache, in quasi allen Bereichen erneut erste Anzeichen von Langeweile/Unterforderung zeigt :schwitz:).

Von dem, was wir bisher miterlebt haben geht es ca. 1/2 Jahr relativ gut nach der Beschleunigung (hat unsere Große jetzt 2mal hinter sich), danach kommt wieder die Langeweile/Unterforderung. Beim Wechsel auf ein normales Gymnasium wird es nicht anders sein und auch nicht länger anhalten, wenn die Lerngeschwindigkeit vom Kind zu weit vom Klassendurchschnitt abweicht. Und aus eigener Gymnasialerfahrung kann ich sagen, dass zwar der Stoff vom Umfang deutlich mehr wird, der kognitive Anspruch bei einem normalen Gymnasium trotzdem nicht ausreichen wird um gegen die Unterforderung/Langeweile anzuwirken.
Geniesse den Augenblick, denn der Augenblick ist Dein Leben!
shaja-neu
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Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von shaja-neu »

Erst einmal vielen Dank für eure Anregungen und Gedanken!1 :) :)

ich komme leider nicht dazu, umgehend allen einzeln zu antworten, daher hier mal allgemein:

Mir kam heute der Gedanke, dass es bei uns in Ba-Wü seit 2 Jahren eine Änderung gab. Seit 2 Jahren ist die Grundschulempfehlung nicht mehr verbindlich, Das bedeutet: Egal, welche Schulart empfohlen wird, jeder kann sein Kind am Gymnasium anmelden und eines der drei gewünschten Gymnasien bekommt das Kind mit Sicherheit zugeteilt. Sozial gesehen finde ich, ist das ja ein guter Ansatz, damit soll die soziale Gerechtigkeit verbessert werden(obwohl ich persönlich da eher Freund der Orientierungsstufe bin, denn wie geht es dann den Kindern, die diesen Versuch nicht schaffen? ).

Für meinen Sohn speziell bedeutet das leider eine Verschlechterung seiner Möglichkeiten. Die Gymnasial Klassen sind in den beiden Jahren dadurch heterogener geworden. Das ist ja genau sein Problem.
Das spricht auf jeden Fall für eine homogene hb-Klasse/Schule. Leider ist es inzwischen auch so, dass nun sehr viele ihre Kinder in diesen Klassen anmelden, obwohl sie bislang gar keine HB vermutet hatten, einfach nur, um ihrem Kind die Heterogenität der Regelklassen zu ersparen. Es gibt auch diverse Gerüchte über HB-Klassen. Manche Eltern glauben, in diesen Klassen würden die besseren Lehrer eingesetzt werden, der Unterricht sei im Allgemeinen besser etc. Es gibt jedoch auch entgegengesetzte Gerüchte, nämlich die, die Kinder der Hb-Klassen würden von den Kindern der Regelklassen gemobbt werden...

Kurz und gut: Es herrscht ein gewisses Chaos derzeit in den Anfangsklassen der Gymnasien...ich bin dadurch etwas verunsichert worden,. Mein Mann allerdings ist sich sicher. Er sagt, egal wie die Lage derzeit ist, ob Grundschulempfehlung, Gerede oder was auch immer: Für meinen Mann steht fest, dass unser Sohn in eine spezielle HB-Klasse muss, um endlich Gleichgesinnte zu finden.
Zu hoffen wäre da nur, dass da nicht zu viele ehrgeizige Eltern ihr Kind doch noch irgendwie dort unterbringen, obwohl der (vom Schulamt durchgeführte) Test etwas anderes zeigt...es gibt doch immer Beziehungen, die so manches bewirken können. ..??Keine Ahnung .. Kurz und gut: Wir können nur hoffen, dass unser Sohn den Probetag für den HB-Zug gut meistert, dass es ihm gefällt, dass er hineinpasst, dass er mit echten Gleichgesinnten in eine Klasse kommt und nicht mit gepushten Hochleistern..

Noch etwas zur Unterforderung: Wir überlegen gerade, ob wir es schaffen könnten, unseren inzwischen schon fast 8jährigen Sohn Kompetenzen beizubringen, die ihm helfen mit Unterforderung besser klar zu kommen. Doch der ständige Frontalunterricht der Klassenlehrerin (die Deutsch unterrichtet) lässt da leider wenig Spielraum.Der Fairness halber muss ich sagen, dass der Sachunterricht sehr gut ist. Sie bietet Themen an, die wirklich interessant sind! Zur Zeit behandeln sie die Dinosaurier, damit verbunden die Evolution und die Genetik! Mein Sohn ist dadurch angeregt, vorhin zeichnete er eine "Evolution der Technik" (Seine Worte)..Auch in Englisch muss er sich anstrengen, da die Klassenlehrerin nur Englisch spricht! und dies wohl auch ziemlich gut. zumindest klagte er in den ersten Wochen, er würde kein Wort verstehen! Es ist also hauptsächlich Deutsch und Mathe-naja immerhin sind das insgesamt 10 Wochenstunden.
Dies jedoch spricht wieder dafür, dass der Sprung an sich eine gute Wahl war, denn ohne Akzeleration säße er derzeit in einer zweiten Klasse und hätte damit 30 Stunden Langeweile...
Ach noch was: Die Lehrerin bot ihm zumindest an, dass er das von ihm wirklich verabscheute Abschreiben der Lernwörter (die regelmäßig als Hausaufgabe aufgegeben wird) nicht mehr erledigen müsse. sie sagt, sie weiß, dass er die Rechtschreibung beherrscht. Außerdem darf er Hausaufgaben und Schulaufgaben selbst so modifizieren, dass sie für ihn spannender werden. Da bin ich gerade dran, ihm das anzutrainieren. Beispielsweise darf er einen super langweiligen Text, der abgeschrieben und mit Satzzeichen der wörtlichen Rede versehen werden muss (zum x-ten Mal die wörtliche Rede!!!!) darf er ändern. Ich empfahl ihm, diesen ins bizarre umzuschreiben (er liebt bizarres und skurriles).ich sagte, er solle einfach ein paar Wörter behalten ansonsten den ganzen Sinn so verändern, dass man den ursprünglichen kaum mehr erkennen kann und dass er den Leser zum Lachen oder Staunen bringt.
Falls jemand von euch noch weitere Strategien der Unterforderungsbewältigung hat(vielleicht du, rabaukenmama??), ich würde mich freuen!

Liebe Grüße an euch shaja
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: 8 Monate nach Sprung -Lagebericht

Beitrag von Rabaukenmama »

shaja-neu hat geschrieben: Eines wäre mit der Straßenbahn ca 30 Minuten entfernt (oder ein wenig mehr), keine richtiges HB-Gymnasium, aber explizit schon einige Jahre mit viel HB-Erfahrung. DAs vierte steht bei uns zur Zeit auf Platz 1. Es liegt nah genug(Straßenbahn ca 20-25 Minuten), hat einen HB-Zug, wir waren schon beim Schulleiter(sympathisch) und gewiss trifft er dort auf ein paar bekannte Gesichter.
Bei uns ist (für den Kleinen) weit und breit keine Schule in der Nähe, die mit nur EINEM Öffi erreichbar ist. Das mindeste sind 45min pro Strecke mit mindestens 2 Öffis + Fußweg. Dafür ist es später vielleicht leichter weil ein gutes Gymnasium mit Integrationsschwerpunkt Hörschäden mit dem Fahrrad erreichbar wäre.
shaja-neu hat geschrieben: Ja und auch das was du schilderst, liebe Rabaukenmama, könnte etwas schwieriger werden.
So wie du ihn schilderst, erinnert er mich bezüglich der kognitiven Entwicklung sehr an meinen Sohn in diesem Alter! Sieht tatsächlich nach besonderer Begabung aus!

Wir erklärst du dir die schleppende Entwicklung der Lautsprache? Wie kommuniziert er denn ohne Lautsprache? Vielleicht sieht er sie als nicht so wichtig an? Oder er hat einfach keine Lust darauf, von der -wenn auch sehr guten-Logopädin unterrichtet zu werden? Er scheint ja, so wie mein Sohn, Autodidakt zu sein. Oder es gibt gerade interessanteres für ihn als dieses Thema, nämlich rechnen und schreiben? Spürt er den Druck, der ja offensichtlich besteht? Er sollte natürlich bis tur Einschulungsdiagnostik über gewisse Kompetenzen der Lautsprache verfügen. Das ist klar. Spürt er irgendwie den Druck? Er scheint ja sehr sehr intelligent zu sein ;) ;)
Mein Kleiner hat große Lust auf seine Logopädiestunden, mMn liebt er diesen Unterricht sogar. In den Stunden trägt er freiwillig die Horchis und kann fast alle Buchstaben verständlich aussprechen. Die Logopädin hat u.a. so eine Methode, wo jeder Laut mit eine bestimmten Berührung im Gesicht gleichgesetzt ist. Wenn man ihm auf diese Art Wörter buchstabiert kann er sie mehr oder weniger verständlich nachsprechen. Aber er spricht diese Wörter nie aus eigenem Antrieb aus, so wie er überhaupt kaum aus eigenem Antrieb irgend etwas spricht. Fast wie ein Autist, was er aber wahrscheinlich nicht ist, weil er ja bei Gebärdensprache eine seinem Alter entsprechende Sprachentwicklung hat.

Warum er nicht sprechen mag weiß ich nicht. Ich glaube nicht dass er Druck spürt weil es im Moment eher so ist dass keiner (von meiner Familie) von ihm erwartet dass sich plötzlich was in der Sprachentwicklung verändert, weil er so lange schon stagniert. Aber er ist generell in vielen Dingen der Ansicht dass sich alles nach ihm und seinen Wünschen zu richten habe. Heute in der Früh beim Memory-spielen hat er alle Bild-Begriffe nach dem aufdecken gebärdert (Flugezeug, Vogel, Haus, Ball,..) und dann plötzlich "Auto" verständlich ausgesprochen (ohne zustäzliche Gebärde). Ich wüßte sehr gern was dabei in seinem Kopf vorgeht.
shaja-neu hat geschrieben: Mir würde es so gehen wie dir, auch ich würde mich sorgen in deiner Lage. So geht es mir bei meinem Sohn ja, was die soziale Kompetenz betrifft. Seit Jahren sorge ich mich immer irgendwie, diese könnte sich nicht gut genug entwickeln.....


Gibt es irgendeine Ursache dass du deinem Sohn in der Hinsicht so wenig zutraust? So, wie du ihn beschreibst, dürfte er doch nicht nur ein kluges sondern durchaus auch soziales Kind sein (die Unterforderung ist ja eine ganz andere "Baustelle". Was macht es Dir so schwer, einfach darauf zu vertrauen dass dein Sohn seine sozialen Kompetenzen - wie andere Kinder auch - schon dann erwerben wird, wenn er dafür reif ist?
shaja-neu hat geschrieben: Mein Mann allerdings sagte vor ein paar Tagen:" Vielleicht braucht unser Sohn auch im sozialen nicht soooo viel Übung (also ständiges spielen mit anderen Kindern) wie er ja auch sonst kaum Übung benötigt. Vielleicht spielt er ja deswegen nicht jeden Nachmittag mit anderen Kindern, sondern sucht eher öfter seine Ruhe..."Naja, wer weiß...
Ist denn deine Erwartungshaltung, dass dein Sohn täglich viel mit anderen Kindern spielen sollte um die soziale Kompetenz zu erwerben, von der du fürchtest dass er sie nicht ausreichend hat? Tut mir echt leid wenn ich so blöd nachfrage denn ich will nicht provokant klingen (so ist die Frage gar nicht gemeint) sondern nur verstehen was dahinter steckt.

Hier hole ich ein bißchen weiter aus um meine Gedanken dazu rüberzubringen:

Ich habe drei wirklich gute Freundinnen mit denen ich über alles reden kann und etwa 10 weitere Personen (großteils, aber nicht nur, Frauen) die mir sehr nahe stehen und wichtig sind. Die Pflege dieser Freunschaften (durch Telefonate und Besuche) ist mir sehr wichtig. In den Zeiten, wo ich keine oder nur oberflächliche Freundschaften hatte (den Großteil meiner Kindheit), habe ich sehr gelitten, weil mir Freunde extrem wichtig sind.

Mein Mann war schon in der Schulzeit ein Einzelgänger. Er war in seinen Klassengemeinschaften generell anerkannt, hatte aber nur sehr wenige echte Freunde (und diese Freundschaften begannen erst mit ca. 12 Jahren). Im krassen Gegensatz zu mir hat ihn das nie sonderlich gestört, er war sich einfach selbst genug (hat eben stundenlang gezeichnet oder gelesen). Heute ist es noch genau dasselbe. Er ist der totale Familienmensch und liebt mich und unsere Kinder sehr. Seine Freundschaften "pflegt" er kaum. Aber er hat zwei oder drei Menschen in seinem Leben zu denen er großes Vertrauen hat und von denen er weiß, dass er jederzeit alles, was ihn belastet, mit ihnen besprechen kann. Das genügt ihm und er ist damit zufrieden.

Meine Eltern waren und sind sozial sehr interessiert und gut integriert. Sie hatten und haben viele oberflächliche Freunde und Bekannte. Meine Mutter hat außerdem 3 wirklich gute Freundinnen (mit denen sie die Freundschaft pflegt), mein Vater aber leider gar keine tiefergehenden Freundschaften mehr. Sein einziger echter Freund war 20 Jahre älter als er und ist seit über 10 Jahren tot.

Mein Vater ist nach außen hin der Lebenmann der überall jemanden kennt und mit Gott und der Welt befreundet scheint. Tatsächlich aber ist er verschlossen und einsam und kann sich auch meiner Mutter gegenüber nicht öffnen. Dagegen ist mein Mann mir gegenüber sehr offen und zeigt mir immer wieder wie wichtig ihm unsere Liebe und unsere Beziehung ist.

Was ich damit sagen will: Menschen sind einfach verschieden. Nicht jeder, der offensichtlich keine Freunde hat, leidet darunter. Jeder hat ein unterschiedlich starkes Bedürfnis nach Austausch und sozialen Kontakten. Mein Mann wird nie ein Salonlöwe (wie mein Vater) werden und ist trotzdem mMn sozial kompetent.

Vielleicht kann Dir ja helfen das Verhalten deines Sohnes (in Sachen Freundschaften) einfach anzunehmen und erst dann als Problem zu sehen wenn es offensichtlich auch FÜR IHN eines ist :) .
shaja-neu hat geschrieben:Wenn dein Sohn hochbegabt ist ( wovon ich ausgehe ;) ;) ), dann die Frage: Kann die Logopädin damit adäquat umgehen?Sie ist zwar sehr gut schreibst du, aber ist sie auch sehr gut für speziell die Art und weise, wie sich dein Sohn Wissen aneignet?
Ja, die Logopädin stellt sich voll und ganz auf meinen Sohn ein. Das merkt man daran wie aufmerksam und interessiert er in ihren Stunden ist. Sie macht andere Dinge mit ihm als mit gleichaltrigen Kindern (hat sie auch mir gegenüber gesagt). Dazu gehört das einbeziehen seiner Vorliebe für Zahlen, Buchstaben und Puzzles. Mein Sohn merkt sich auch sehr viel von dem, was die Logopädin mit ihm gemacht hat, über 1-2 Wochen bis zur nächsten Stunde - was sie natürlich schon bemerkt hat und was die Arbeit mit ihm erleichtert.
shaja-neu hat geschrieben:Was mir gerade einfällt: Habt ihr eigentlich privaten kontakt und Verabredungen mit Kindern, die die Gebärdensprache schon können und nutzen? Weiß nicht, ob das was bringen würde, ist nur so eine spontane Idee...
Privat haben wir leider noch nicht viel Kontakt mit Kinder, welche Gebärdensprache verwenden. Das liegt hauptsächlich daran dass fast alle gehörlosen Kinder von hörenden Eltern CIs implantiert bekommen und dann (fast) ausschließlich am Lautspracherwerb gearbeitet wird. Diesen Eltern ist sehr wichtig dass ihre Kinder in "normale" Kindergärten gehen, sich "normal" integrieren und natürlich dass sie möglichst "normal" sprechen lernen. Die Verantwortung für eine funtkionierende Kommunikation liegt dann ganz beim Kind, die Eltern unterstützen es nur insofern dass sie alles tun dass es möglichst nicht als "behindert" auffällt. Dadurch lernen weder die Eltern Gebärdensprache noch haben die Kinder die Möglichkeit. Meiner Meinung nach schade, denn durch lernen der Gebärdensprache könnten die Eltern ihrem Kind einen großen Schritt entgegenkommen und sich ein Stück weit SEINEN Bedürfnissen anpassen. Es kann ja trotzdem auf Lautspracherwerb Wert gelegt werden - so, wie es auch bei uns der Fall ist.

Kinder, die Gebärdensprache nutzen, sind daher fast ausschließlich hörende oder gehörlose Kinder von gehörlosen Eltern - und da gibt es nicht so viele. Mein kleiner Sohn hat im Kindergarten einen gleichaltrigen, ebenfalls gehörlosen Freund (den er auch als Freund bezeichnet) zu dessen Geburtstagsfeier er eingeladen war. Aber diese Familie (Mutter und Vater auch gehörlos) wohnt viel zu weit weg für regelmäßige Treffen. Ich bin mit einer gehörlosen Frau in der Nähe befreundet, die einen hörenden Sohn hat, der 1/2 Jahr jünger ist als mein Sohn und natürlich Gebärdensprache kann. Aber durch Arbeit, Termine und 5 Tage in der Woche Kindergarten sehen wir uns leider nur etwa alle 2-3 Monate.
shaja-neu hat geschrieben: Auch wir sehen das so, wenn auch ich mir ein normales Leben mit einem normalen Kind in einer normalen Schule immer gewünscht habe-aber das ist wahrscheinlich naiv, denn jeder trägt ja sein "Päckchen" mit seinen Eigenheiten mit sich....
Das sehe ich anders. "Normal" zu sein oder normale Kinder zu haben ist für mich keine Wunschvorstellung (mehr). Kleinsohn gilt ja als 80% bedhindert und daher kann er gratis im Fahrtendienst-Bus zum Kindergarten fahren. Dort sehe ich dann Kinder, die mir Demut beibringen, sollte ich mal in Versuchung kommen, mich nach Normalität zu sehnen. Ein Mädchen ist nach 3 Schuljahren im Alter von 9 Jahren an seinem angeborenen Lungenleiden verstorben - dieses Kind saß außerdem noch mit einer spastischen Lähmung im Rollstuhl. Ein anderes Kind hat dann seinen 13. Geburtstag gefeiert, was etwas ganz besonderes war, weil die Eltern von mehreren Ärzten schriftlich hatten dass es nicht älter als 12 Jahre werden würde.

Wenn ich damit meine Probleme und die meiner Kinder vergleiche werde ich sehr demütig. Was macht es schon aus wenn mein Großer einnässt und der Kleine nicht sprechen kann oder will? Beide sind gesund, haben Eltern, die glücklich verheiratet sind, sie lieben und an ihrem Wohlergehen echtes Interesse haben. Außerdem haben sie liebevolle Großeltern (wenn auch leider nicht ganz gesund) und fühlen sich im Großen und Ganzen recht wohl im Abenteuer Leben. Daher habe ich keinerlei Bedürfnis mir ein noch "normaleres" Leben zu wünschen, als wir führen.

Shaja, auch dein Sohn hat Eltern, die ihn lieben und einige Bedürfnisse, die andere Kinder vielleicht nicht (in dem Ausmaß) haben. Er wird die Auseinandersetzungen, Kämpfe und Schmerzen, die er für seine (Weiter-) Entwicklung braucht, haben dürfen und hat trotzdem den Rückhalt in seiner Familie spüren. Es geht nicht darum, welche Vorstellung man irgendwann einmal, als die eigenen Kinder noch nicht einmal geboren waren, von "Familie" und "normal" gehabt hat. Wichtig ist die eigenen Kinder so anzunehmen wie sie sind und vor allem darauf zu vertrauen, dass sie ihren Weg schon gehen werden. Sie sind nämlich gar nicht so arm und hilflos und auf unseren ständigen Rückhalt angewiesen, wie wir oft befürchten ;) .
shaja-neu hat geschrieben:
Wir waren ja vor zwei Wochen bei der Beratung in zwei Gymnasien mit hb-Zug bei den Direktoren und es klang sehr passend. Wir werden auch noch andere Gymnasien anschauen, aber-kannst du das verstehen? ich bin einfach müde davon, dass mein Sohn immer und stets auffällt-vielleicht im Gymnasium nicht mehr kognitiv, sondern eher durch sein junges Alter und die damit verbundene emotionale Entwicklung...
Hier will ich mal klarstellen dass ich überhaupt nicht gegen eine HB-Klasse oder -Schule bin. Mir kam nur so vor als wären euch die von Dir erwähnten 3 bzw. 4 Möglichkeiten zu wenig und ich wollte aufzeigen, dass es keinen Grund gibt, sich auf diese Möglichkeiten zu beschränken, nur weil es die Lehrerin so sieht.

Die perfekte Klasse, wo niemand drin ist, der deinen Sohn vielleicht nicht mag und wo nur interessanter Unterricht geboten wird, der ihn im richtigen Ausmaß fordert, wird es sowieso nicht geben. Braucht es aber auch nicht, denn dein Sohn ist resilient genug um mit den kleineren bis mittelgroßen Widrigkeiten des Lebens allein zurechtzukommen und wenn wirklich mal etwas kommen sollte, was ihn sehr belastet, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen dass ihr tatenlos zuseht. Soll heißen: ihr sucht einfach mal die Schule aus, die euch am passendsten erscheint, schickt eure Sorgen in einem (gedachen) Packerl zum Himmel und traut eurem Sohn zu, mit der Situation zurecht zu kommen 8-) .

Ich verstehe nicht, warum sich so viele Eltern für ihre Kinder Wege wünschen, wo es diese "ganz leicht" haben. Von mir selbst kann ich sagen, dass ich gerade in den Phasen meines Lebens am meisten gelernt habe, wo es schwierig war und ich zwar mit ein bißchen Hilfe, aber großteils eigener Kraft, Wege für mich finden durfte (ich schreibe bewusst nicht "musste"). Ein gesundes Kind aus bzw. in einer gesunden Familie zerbricht nicht an Kleinigkeiten, im Gegenteil, es wächst daran, sie selbst zu bewältigen. Wollen wir unseren Kindern diese Chancen wirklich nehmen indem wir uns selbst zur Auflage machen, ihnen das Leben möglichst immer leicht zu machen? Ich jedenfalls nicht, und du ;) ?

Und dass das, was wir mit unseren Kindern an Sorgen haben, tatsächlich Kleinigkeiten sind, sehe ich (abgesehen von den Bus-Mitfahrern meines Kleinen) täglich in den Nachrichten, wo Babys, Kleinkinder und Schulkinder nach einer abenteuerlichen Flucht und oft schwer traumatisiert mit ebenso traumatisierten Eltern, vor den NICHTS stehen. Was ist dagegen eine nasse Hose, ein Lieblingsfeind im Kindergarten oder ein verweigertes Hörgerät?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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