erneuter Test und Ausschluss von ADHS

hochbegabt oder ADS oder beides?
alibaba

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von alibaba »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Es kommt auf die Definition an, was ist leichter, was ist schwerer... Das größte Problem so gestrickter Jungs, dass sie nur das spannend finden, was sie nicht annähend in Eigenregie im Moment sich erarbeiten können.
DAS kann ich überhaupt nicht beobachten! Mein Kind findet es nicht spannend etwas tun zu müssen oder gar freiwillig tun zu wollen, was in absolut unrealistischer Entfernung liegt. Eigentlich würde meinem Kind eine Art Mentor gut tun, der ihn unterstützt und motiviert in seinem eigenen Tempo zu arbeiten. DAS gibt es eben nicht im Schulsystem. Super funktioniert das außerhalb der Schule, aber nie innerhalb. So hat mein Kind einen Musiklehrer, der ihm immer etwas kurz über seinem Können anbietet und genau das wird dankbar vom Kind angenommen. Das sind schlicht weg und einfach lose Blätter. Ein Vorgehen nach Buch verlangt hier schon lange keiner mehr.

Mein Kind will auch nicht irgendein unbekanntes mathematisches Problem lösen, sondern einfach nur schneller durch den Stoff gehen, damit eben das nächste Thema bearbeitet werden kann.
Meine3
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Die ganze Grundschulgrammatik kann ein Kind mit dem SV in dem Bereich in 3 Wochen erlernen. Wohin geht der Weg weiter? Kreative Aufsätze schreiben ist toll, Bücher verlegen... aber das muss man selber wollen. Man muss sie zusammenraffen, was anfangen und das auch zu Ende bringen. Und wenn man sich selber überlassen ist, mit krummen unperfekten Ergebniisen auch zufrieden sein. Bei meiner sehr gleichmäßig begabten ausgelichenen Tochter funktionieren alle diese Konzepte. Aber sie braucht sie auch nicht, weil sie mit dem normalen Schulkonzept auch zurecht kommt.
Da hast du aber meine Beschreibungen entweder nicht komplett gelesen (was ich nachvollziehen kann, ich neige zum abschweifen) oder nicht richtig verstanden.

Mein Sohn hat eine sehr große intrinsische Motivation! INTRINSISCH. Sie nehmen grade Vögel durch im Sachkundeunterricht. Nach der Schule rennt mein Sohn also mit Notizblock und Fernglas draußen herum und sucht Vögel oder Vogelspuren oder Vogeleier und blättert im Tierlexikon, um sein Wissen zu vertiefen.. Tatsächlich hat er kaputte Kohlmeiseneierschalen gefunden und wir haben dir dank Internet auch korrekt identifizieren können. Er schreibt kleine Berichte über Tiere, die er beobachtet hat mit Bildern der Tiere und hier gibt er sich viel Mühe (anfangs musste ich noch viel für ihn schreiben, weil ihn das so angestrengt ha motorisch, mittlerweile macht er das meiste allein). Es gibt hier noch etliche weitere Beispiele. Das kommt alles von ihm selbst. Genau so mit dem Rechnen vor der Grundschule. Er WOLLTE rechnen lernen, er WOLLTE immer mehr dazu wissen, von sich aus, mit großem Eifer. Das Interesse daran ist gestorben mit dem Zwang, von ganz vorne in einem Tempo und eben mit etlichen Wiederholungen anfangen zu müssen, was an Quälerei grenzt UND es hat ihn extrem verunsichert, so dass er nun versucht die ihm im Unterricht eingetrichterten Strategien anzuwenden und am Ende dann komplett verwirrt ist, da es nicht zu seinen Strategien im Kopf passt.

Faul, ist wie ich weiter oben in einem anderen Beitrag also beschrieben habe, nicht das richtige Wort. Er ist eher einfach sehr unmotiviert bei Aufgaben, die ihm von außen auferlegt werden und für ihn keinen Sinn ergeben, ihn nicht interessieren oder zu leicht sind oder aber auch, wie das schreiben lernen, bzw. das SCHÖN schreiben lernen, zu schwer erscheinen und dann schnell "aufgegeben" wird.

Hätte er keine eigene Motivation gehabt lesen zu lernen und die Buchstaben kennen zu lernen, hätte er sich dieses Wissen mit Sicherheit nicht in 2 Wochen im Unterricht (da hängt so eine Buchstabentafel) angeeignet.

Er ist naturgegeben unheimlich neugierig und wissbegierig. Nur passen seine Interessen nicht zu dem, was in der 1. Klasse in der Schule gelehrt wird. UND selbst wenn er Dinge lernt, die er noch nicht kannte, dann lernt er sie eben einfach um ein vielfaches schneller. Und dann? Sitzt er wieder da und muss sich die Zeit totschlagen. In der neuen Schule wäre er kontinuierlich beschäftigt.... Ich sehe hier einen klaren Vorteil zum Regelschulsystem.
Zuletzt geändert von Meine3 am Di 28. Jan 2020, 11:46, insgesamt 3-mal geändert.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

alibaba hat geschrieben:Mein Kind findet es nicht spannend etwas tun zu müssen oder gar freiwillig tun zu wollen, was in absolut unrealistischer Entfernung liegt. Eigentlich würde meinem Kind eine Art Mentor gut tun, der ihn unterstützt und motiviert in seinem eigenen Tempo zu arbeiten. DAS gibt es eben nicht im Schulsystem.

Mein Kind will auch nicht irgendein unbekanntes mathematisches Problem lösen, sondern einfach nur schneller durch den Stoff gehen, damit eben das nächste Thema bearbeitet werden kann.

Ist bei meinem Sohn genau so. Außer, dass er oft auch von sich aus "altersuntypische" Interessen oder Fragen hat und sich dann damit sehr beschäftigt. Allerdings brauchte er dann Input bisher von außen, durch uns. So musste ich beispielsweise in seiner Musikphase, etliche Bücher zu Opern und Musikinstrumenten vorlesen, wir waren auf Kinderkonzerten und er war in der Musikschule in einem Kurs, wo man die verschiedenen Musikinstrumente-Gruppen antesten kann. Da war er 4. Leider konnte und wollte er sich da noch nicht festelegen und das Interesse, aktiv Musik zu machen ist erst einmal wieder abgeeebt. Er kennt aber heute noch alle klassischen Instrumente mit Namen und nach dem Klang. Ich verwechsel die immer :lol: .

Jetzt kann er ja lesen und wird sich den Input nach und nach immer mehr selbst holen können 8-)
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charlotte12
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von charlotte12 »

Genauso läuft es im Deutsch. Wenn man die Rechtschreibung eher kann, gibt es grob zusammengefasst Subjekt, Prädikat und 4 Fälle... Die ganze Grundschulgrammatik kann ein Kind mit dem SV in dem Bereich in 3 Wochen erlernen. Wohin geht der Weg weiter? Kreative Aufsätze schreiben ist toll, Bücher verlegen..
Genau das - meine Tochter hat in Klasse 1 genau zwei Wochen Ferien gebraucht, um alle Sofatutor-Grundschulfilmchen in Deutsch zu verinnerlichen. Dass das wirklich der komplette Grundschulstoff war und der auch anhaltend saß, ist mir erst viel später klar geworden. Was für eine Art von Begabung ist so was, welche Dinge mit ähnlicher Herausforderung gibt es, wenn man den Deutsch-Grundschulstoff schon längst beherrscht und Deutsch mittlerweile abgrundtief hasst? Ich sehe bei meiner Null-Bock-Viertklässlerin gerade überhaupt nichts mehr von ihrer Hochbegabung und bin für jeden Tipp dankbar...
Katze_keine_Ahnung
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

ich glaube nicht, dass dein Sohn faul ist. Ich glaube lediglich, dass er verstärkt den Sinn hinter dem ganzen hinterfragt. Je älter er wird, desto mehr wird ihm sich die Frage stellen, warum man überhaupt jeden Tag zur Schule gehen muss.
Meine3
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

ich glaube nicht, dass dein Sohn faul ist. Ich glaube lediglich, dass er verstärkt den Sinn hinter dem ganzen hinterfragt. Je älter er wird, desto mehr wird ihm sich die Frage stellen, warum man überhaupt jeden Tag zur Schule gehen muss.

Nein, das mit dem "faul" habe ich ja in den Raum geworfen, was sehr unpräzise war. Das sehe ich auch auf uns zukommen. Sofern er in der jetzigen Schule bleibt ;).
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Meine3 »

Achtung, jetzt kommt ein Karton:

Das kurze, aber sehr ehrliche und deshalb effektive Gespräch mit der jetzigen KL ergab folgendes:

Sie könne keine großartige Differenzierung für meinen Sohn anbieten - sprich, einen Klassensprung, was eigentlich rein kognitiv betrachtet nötig wäre- da er feinmotorisch einfach nicht so weit ist in Klasse 2 zu springen. Er wäre dann, mit der Schreibschrift, die die Schüler in Klasse 2 mittlerweile beherrschen restlos überfordert (feinmotorisch). Er sei in Deutsch nicht nur langsam, weil er oft unkonzentriert bei den leichten Aufgaben ist, sondern weil ihm das schreiben an sich einfach noch so viel Mühe bereite...
Andere Vorschläge zur Differenzierung außer dem angedachten Sprung, den sie aus o.g. Gründen nicht in Erwägung zieht, kamen nicht.

Sie erkennt seine hohe Begabung durchaus täglich im Unterricht (großes Wissen, sehr schnelle Auffassungsgabe, schnelles transferieren in andere Wissensbereiche, etcpp), aber diese Schule (und viele andere offensichtlich auch) hat da einfach keinen Spielraum, groß drauf einzugehen. Ein homogen hochbegabtes Kind, das auch feinmotorisch sehr fit ist, wäre jetzt gesprungen. Bei meiner kleinen Extra-Wurst sehen beide Lehrerinnen das eben nicht. Ich habe ehrlich gesagt nicht die Energie mir dort nun 4 Jahre lang den Mund fusselig zu reden und Dinge "durchzudrücken" (wie Drehtürmodell oder Sprung), wenn das an der Schule kaum oder gar nicht unterstützt und angeboten wird und ich selbst nicht 100%ig überzeugt bin, dass das die beste Lösung ist. Ich sehe nicht, dass da was bei rum kommt auf Dauer.

Die Lehrerin hat eifrig genickt, als ich die Grundschule, die wir ins Auge gefasst haben, erwähnte und erzählte, dass man dort Platz für ihn hätte. Sie meinte, sie habe auch an diese Schule für den Sohn gedacht (!) und sei sich sicher, dass er dort adäquater beschult werden könne. Es wirkte absolut nicht so, als wolle sie ihn loshaben. Es wirkte viel eher so, als sei ihr einfach das Wohl des Kindes wichtiger als "Werbung" für die eigene Schule zu machen... Sie meinte auch, dass wir jetzt auch einfach mal noch in uns gehen können und eine Weile weiter beobachten können wie es läuft. Und da sie ihn wirklich als das Kind wahrnimmt, das er ist, sieht sie nicht nur seine Probleme (Feinmotorik, häufige Distanzlosigkeit gegenüber Gleichaltrigen, niedrige Impulskontrolle (reinrufen, nicht abwarten können, bis er dran ist, etc.)) sondern auch seine Stärken und sein im Grunde sehr freundliches und verständiges Wesen. Es scheitert also definitiv nicht an der Einstellung der Lehrerin zu meinem Kind, sondern am System und/oder der entsprechenden Erfahrung mit (heterogen) begabten Kindern.

Aber ehrlich: wie soll es denn laufen, wenn NICHTS an der jetzigen Beschulung geändert wird? :roll:. Für mich macht daher noch abzuwarten nicht allzu viel Sinn. Andererseits habe ich natürlich auch ein wenig "Bauchweh", wie mein Sohn die neue Schule, bzw. die Schüler, Lehrer und die komplett andere Herangehensweise des Unterrichts aufnehmen wird.

Im Großen und Ganzen sehe ich jedoch klar den Vorteil im Schulbezirkswechsel.

Es steht nun ein Gespräch mit dem Rektor der jetzigen Schule an, erst dann können wir den Probeunterricht in der "neuen" Grundschule beantragen.
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alibaba

Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von alibaba »

Ach @meine3 … das kommt mir alles so bekannt vor. Die Lehrerin saß mit mir beim Schulpsychologen Mitte Klasse 1 …."ja, mathematisch passt das Kind schon in die Klasse 3, aber in Deutsch hat er eben keinen Vorsprung." Und auch ich hatte dann keine Lust hier nun permanent darauf zu drängen. Wir haben halt einfach im außerschulischen Bereich die Förderkiste angeschoben. Eine Schule zum wechseln gab es bei uns nicht wirklich. Hier scheitere es am wollen und am System. Und ganz letzten Endes scheitert es daran immer noch.
Karen
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Karen »

Was du hier schreibst - passt er für mich in der neue Schule aber auch dort in der zweite Klasse. Meine Tochter hat schreibschrift in 1 monat nachgeholt - in der Schule. Er wird es schnell aufholen können wenn es Sinn darin an sieht. Und er wird Sinn daran sehen wenn die andere es können und er noch nicht richtig.
Katze_keine_Ahnung
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Re: erneuter Test und Ausschluss von ADHS

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Das klingt alles sehr bekannt. Die ganzen Bedenken für den Sprung, ausgesprochen von Lehrern, die nicht unbedingt kompetent sind... Feinmotorik ist ein Argument. Aber sie unterscheidet sich schon unter gleichaltrigen gleich begabten sehr und in großem Maß ist das für ein gesundes Kind eine Übungssache. Die Kinder in der zweiten beherrschen kein Schreibschift. Sie haben gerade eben alle Buchstaben im Schreibsschrift gelernt. Außer in dem Schreibschriftheft wird Druckschrift und nur mit Bleistift geschrieben. Mein Sohn schafft es mit 6, sein Schriftbild ist nicht das schönste, aber immerhin sehr anständig. Als ich vor paar Monaten mit der Grundschullehrerin des Großen telefoniert habe, hat sie sich noch an sein Schriftbild errinnern können :-) Selbst das hat keinem geschaden, und meine Söhne sind 2 Jahre jünger bezogen auf die Klassenstufe als dein Sohn... Die Lehrerin des Kleinen wollte ihn in der 1. Klasse gar nicht sehen: Motorik fehlt, schreiben kann er gar nicht. Sie hat aber schon Übung mit Springen! Ihre Voraussetzungen fürs Springen: ein gleichmäßig entwickeltes, schon schreibendes Mädchen, das sich brav hinsetzt und das macht, worum sie gebeten wurde... und nähmlich vor dem Sprung alles nachlernen, so dass man nach dem Sprung gleich auf dem laufenden ist. Aus diesem Grund ist der Freund meines Kleinen nicht gesprungen. Die Eltern haben gesagt, das Nachlernen neben der normalen HA wäre ihnen zu viel.

Als mein Kleiner in Mathe in die 3. gekommen ist, hat ihm die aufnehmende Lehrerin das Mathebuch ausgehändgt und gesagt, bis Seite 34 alles nacharbeiten. Ich habe es stil blockiert. Er hat nichts zusätzliches gemacht. Er kannte keine 1x1 so richtig, aber da er sonst sehr gut im Kopf rechnet, und das Dezimalsystem ohne zusätzliche Erklärungen anwendet (sie zerlegen gerade die 1000), hat er genug Spielraum.
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