...ich hab grad nicht die Zeit, ganz so ausführlich zu schreiben, wie ich möchte. Will aber auch noch mal was dazu schreiben.
Dass ich wohl einenTest machen würde, schrieb ich ja schon.
Dazu noch mal zwei Dinge:
a) Diese Tests (ich beziehe mich vor allem auf WISCV) sind seeeeeeehr spielerisch und machen richtig Spaß. Es sind Knobelaufgaben, Ankreuzaufgaben, ganz simple Dinge wie Falsches ankreuzen oder bestimmte Symbole immer wieder finden. Worte erklären. Im Grunde wirklich ein einziges großes Vergnügen. Nichts schulisches, kein Rechnen usw.
Meinen Kindern hat es beiden Spaß gemacht und man liest immer wieder, dass gerade die höher Begabten oft sehr viel Freude empfinden, wenn sie endlich mal ihren Fähigkeiten gemäß gefordert werden. Überfordert werden sie dabei wohl eher nicht, da die Aufgaben sehr leicht losgehen und die Tester aufhören, wenn mehrmals hintereinander Aufgaben nicht gut gelöst werden.
Da die Tests eine große Altersspanne haben, gibt es natürlich auch schwierige Aufgaben, die dann irgendwann mal nicht mehr gelöst werden können. Das habe ich meinen Kindern vorher auch gesagt. Ich sagte z.B. der Kleinen, dass die Aufgaben auch für viel größere Kinder schon sind und man herausfinden wolle, was sie schon alles kann und wo sie sogar schon so schlau wie ein viel älteres Kind ist. Wir wüssten ja, dass sie einen sehr klugen Kopf hat und bestimmt auch schon kniffeligere Aufgaben als viele ihrer Altersgenossen lösen könne.
So bestand auch eher nicht die Gefahr, dass sie denkt, sie würde scheitern, wenn sie an die Leistungsgrenze kommt.
(Hinterher habe ich ihr auch as Testergebnis so erklärt: "Schau, du bist eben erst 5 geworden, aber dein Kopf ist schon so klug wie der einer 6jährigen!" - das hat ihr eines an Selbstbewusstsein gegeben.)
Bei der Großen (damals 9) musste ich nicht viel drumherum reden, sie wusste, dass sie einen IQ Test macht, da sie vorher ein (eigentlich immer verstecktes) Buch über Hochbegabung bei mir gefunden und mal reinlesen hatte. Sie fragte mich dann gezielt, ob ich denke, sie könne hochbegabt sein.
Außerdem hatte ein Freund von ihr eine ähnlichen Test gemacht und wir hatten darüber gesprochen. Damals sagte sie von sich aus, dass sie auch mal so einen Test machen wolle. Ich denke, sie wusste innerlich schon sehr lange sehr genau, dass bei ihr "etwas anders" ist und wollte selbst wissen, was das sein könnte. (Später sagte sie, dass sie sich schon im Kindergarten immer anders als andere gefühlt habe. Sie dachte aber immer, an ihr ist was falsch

Bis heute empfindet sie oft so. Aber immerhin weiß sie jetzt zumindest, dass dieses "falsch" im Grunde nichts schlechtes ist. Ich habe Hoffnung, dass es ihr noch gelingt, von "ich bin nicht richtig" noch wegzukommen...)
Mir wurden die einzelnen Aufgabenbereich samt Beispielaufgaben bei der Testauswertung bei beiden Kindern gezeigt und erklärt und ich hatte da spontan nicht übel Lust, selbst den Test mal zu durchlaufen, weil es einen durch Aufgabenstellung und Gestaltung richtig "kribbelig" machte, das lösen zu wollen.
Bei der Kleinen (mit 5 , WISC getestet) waren die Aufgaben sogar noch "bunter", als bei der 9jährigen, so mussten bspw Tiere in einem Zoo platziert werden und später wieder erinnert etc. Das Testmaterial ist wirklich sehr schön und kindgemäß gehalten und hat nichts "schulisches" an sich.
Also da muss man sich wirklich gar keine Sorgen machen, dass dem Kind da was "zugemutet" wird.
b) ICH würde ja GERADE bei einem sensiblen Kind den Test machen. Dein Kind ist - wie du es beschreibst - sehr klug und sehr sensibel. Das heißt, dass es ganz von allein merkt, dass es anders denkt und tickt und sich dadurch womöglich wie meine Tochter "abgetrennt" von den anderen fühlen.
Es wird sich in seinem Inneren wohl irgendwann immer drängender fragen, was an ihm wohl anders ist. Und es wird vermutlich falsche Schlüsse ziehen. Ich denke, von allein wird es in so jungem Alter eher nicht drauf kommen, dass das was Gutes ist und es stolz sein kann, so klug zu sein. Vermutlich wird es eher so empfinden, dass "etwas mit mir nicht stimmt", weil es "anders" ist/denkt. In dem Alter wollen die Kinder doch am Liebsten sein wie alle, angesehen sein, dazugehören.
Wenn ihr einen Test habt, könnte das dir und ihm die Sicherheit geben, die ihr braucht, um da in die richtige Richtung zu steuern.
Mir ging es so, dass ich immer unsicher war, mich fragte, ob ich mir nicht alles nur einbilde und die Probleme meines Kindes völlig "normal" seien und ich mich da nur "reinsteigere". Gespenster sehe, übertreibe. Ich konnte mich vor dem Test nicht wirklich auf das Thema Hochbegabung einlassen, obwohl es sehr früh schon Thema war.
Sogar beim Lesen der Bücher dazu hielt ich immer "Abstand".
Die Bestätigung meines jahrelangen Bauchgefühls und dass meine eigenen Schlussfolgerungen trotz aller Zweifel letzten Endes richtig waren, gibt mir auch jetzt immer wieder Selbstvertrauen in meine Wahrnehmungen und Ideen, auch wenn andere sie nicht teilen oder abwiegeln.
Ich hätte und habe auch meiner Tochter früher nicht so frei wie jetzt sagen können: schau mal, das liegt daran, dass du anders denkst als die anderen, dass dein Kopf ein ganzes Stückle klüger ist und du Dinge wahrnimmst, die andere nicht wahrnehmen und verstehen.
Seit dem Wissen über die Hochsensibilität (häufige Begleiterscheinung der Hochbegabung) und dem Testergebnis kann ich mich drauf einlassen und ich denke, das hilft auch meinem Kind.
Es ist jetzt bewiesen, dass sie sich zumindest in dem Punkt von 98% der Altersgenossen, also wirklich deutlich, unterscheidet.
Das kann und muss man nicht "wegreden" und nivelieren, das IST so. Ich denke ja, erst mit dieser Erkenntnis kann sie und kann ich mich damit so richtig "versöhnen", dass vieles anders läuft als bei anderen, wir andere Probleme haben, andere Strategien entwickeln müssen im Alltag und so manches Mal auf Unverständnis treffen bei anderen Eltern (ich) oder Mitschülern (Kind).
Selbst bei der Kleinen (wird demnächst 6), die die Grenze ja beim Test nichtmal ganz erreicht hat, bin ich jetzt viel selbstbewusster, was das Thema betrifft.
Ihr sage ich öfters: "Guck, wie klug du bist, mindestens so schlau wie ein 7jährige schon!"
Und sie strahlt und findet sich selbst st richtig gut.
Und ich habe ihr ihren sehnlichsten Wusch erfüllt und sie aktiv beim lesen Lernen unterstützt. Bei der Großen habe ich mich immer noch schlecht gefühlt, als "Eislaufmutter", mit ihr vor der Schule Schulstoff zu machen.
(ich wünschte, ich hätte das bei der Großen auch so gemacht!)
Ich vermute mal, es wird dich eh jetzt nicht mehr los lassen und früher oder später werdet ihr doch einen Test machen.
Wartet nicht zu lange... Ich finde nicht, dass erst massive Probleme auftreten müssen. Das kann, wie ich schon schrieb, lange dauern, ehe das innere Dilemma eines zurückhaltenden, sensiblen hochbegabten Kindes nach außen tritt. Womöglich tritt es sogar so gut wie gar nicht nach außen, wie bei meiner Tochter, die eher "internale Störungen" zeigt.
Ich finde also aus dieses Erfahrung heraus, es hilft sicherlich dir, schon vorher Bescheid zur wissen.
Und ich glaube auch, es hilft dem KIND ungemein, zu wissen, WARUM es sich "anders" fühlt.
Meine Tochter hat übrigens ab dem Alter von 2 Jahren bis ins Vorschulalter Fingernägel geknabbert. Allerdings nie so, dass wir was hätten unternehmen müssen.
Im Alter deines Sohnes hat sie eine Weile lang mit Vorliebe die Holzstückchen aus der Rauhfasertapete geknaubelt.
Ansonsten malt und malt und malt sie seit sie 3 ist. Das ist wohl ihre Art, inneren Frieden zu finden.
Ich würde denken, dass das Löcher in die Wände piepeln durchaus ein Ausdruck eines inneren Ungleichgewichtes ist. Irgendwas in ihm arbeitet, was raus will, was sich aber (noch) nicht in Worte fassen lässt.
@meine3: Meine Tochter reagiert und reagierte auch sehr sensibel auf Veränderung. Sie braucht vor, im Urlaub und nach dem Urlaub oder auch nur, wenn wir mehrtägigen Besuch haben immer eine Weile, um sich drauf einzustellen. Vor dem Wechsel von Krippe in Kindergraten hatte sie eine Art "Krise", ebenso vor der Einschulung.
Früher waren die Kinder meines Bruders in den Ferien oft da. Sie liebt ihren Cousin und die Cousinen - trotzdem war sie da tw erstmal unausstehlich. Jedes kleine Ungleichgewicht wirft sie erstmal innerlich aus der Bahn.
Ich war da früher immer vor allem genervt und ungehalten drüber. Erst als ich mehr über Hochsensibilität las und es besser einordnen konnte, wurde ich da verständnisvoller.
Ebenso geht es mir nach dem Testergebnis mit vielen Sachen, die an meinem Kind tw "nervig" sind.
Es fällt mir leichter, das einzuordnen und darum kann ich (meistens) besser damit umgehen.