Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

mein Kind verhält sich anders als die anderen - ist es hochbegabt?
Meine3
Dauergast
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Meine3 »

AlinaNeu hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
AlinaNeu hat geschrieben: Nochmal zum Thema Löcher in die Wand bohren... kennt das jemand? Frust-, Stressabbau oder nur ein komischer Tick?
Ich kannte Fäkalien an die Wände schmieren. Gegen das Löcher bohren hätte ich damals gerne getauscht :schwitz: .

Nein, keine Ahnung woher das kam, es ging auch Gott sei Dank wieder, und ich weiß auch hier nicht warum. Aber wenn dich das Löcher in die Wände bohren stört könntest du mit deinem Sohn ja mal Alternativen besprechen was er sonst noch zum Stressabbau tun könnte. Kann vielleicht helfen, vielleicht auch nicht. Einen Versuch ist es wert und vielleicht auch gleich eine Möglichkeit zu einem Gespräch was die Stressfaktoren für deinen Sohn sind.

Ich hatte ein Zeit (frühes Erwachsenenalter), da habe ich zum Wutabbau meine Brille auf den Boden geschleudert. Nach mehreren kaputten Brillen bin ich dazu übergegangen bei überschäumender Wut Plastik-Kleiderbügel zu zerbrechen, das war eine wesentlich billigere Methode.
Uuuui ups, joah da nehm ich auch lieber die Löcher! :lol: Wir haben so ne raue Wand und da kratzt er so lange rum bis es Löcher sind, sein Zimmer hat also schon einige Stellen und gleicht einem Schweizer Käse. Geredet haben wir schon mehrfach darüber, ohne Schimpfen, aber halt mir Erklären, dass die Wand ja leider so kaputt wird und es halt auch echt nicht schön aussieht. Er sagt er weiß nicht warum er es macht, nur dass es sich im Bauch gut anfühlt, wenn er es macht. Ich habe mit ihm schon aus Luftballon und Mehl so einen Stressball gebastelt, er versucht auch wirklich lieber den her zu nehmen und zu kneten, aber so ganz mag das noch nicht klappen... Es passiert zT auch tagsüber, aber eindeutig am Meisten abends beim Einschlafen... Was genau ihm da Stress macht (und ich denke schon, dass das aus irgendeinem Stress kommt) finde ich leider nicht raus... Hm, aber gut, wie heißt es doch immer: es ist alles nur eine Phase, Oooohm. :P Wenn er dann irgendwann damit fertig ist, darf er mit Papa einen "Putz-Nachmittag" machen und die Löcher gemeinsam stopfen. :lol:
Nun ja. Es KÖNNTE theoeretisch schon sein, dass das was mit "Stress" in der Schule zu tun hat... Habt ihr denn schonmal versucht, gezielt in die Richtung "was stresst dich grade?" nachzubohren? im wahrsten Sinne des Wortes :lol:...

Kinder haben oft so einige Macken. Meine Tochter hat letztes Jahr gerne ihre Haare geschnitten :roll:, bis ich sie ihr dann sehr kurz geschnitten habe, weil ich Angst hatte, sie säbelt sich bei ihren Selbstversuchen noch die Ohren ab. Außerdem "hortet" sie überall Schätze (Haargummis, Steine, schöne Malstifte, etc)...

Mein Sohn hat so einige Macken, aber tatsächlich macht er nichts kaputt. Er macht eher so körperliche komische Sachen (mit den Fingern komisch herumfuchteln während des Essens und dann erklären, seine Finger seien die Beine eines Kindes und das Kind steht auf nem Skateboard und spring über Hindernisse, sprich: Den Tellerrand, das Glas, die Gabel, etc.) Außerdem stottert er leider seit einem Jahr und macht gerne laut "äh!" wenn er was sagen will, was er eigentlich immer will...

Unsere Kleinste (im Januar 3 geworden) macht gerne Sachen "kaputt". Schon immer. Sie macht das nicht, weil sie sie zerstören will, ich glaube, sie will wissen, wie die Dinge zusammengebaut sind, wie sie zerlegt aussehen. Oft hat sie dann auch schon versucht, die SAchen wieder zu reparieren, aber je nachdem was es war (kaputter Luftballon, auseinander geschraubter Kuli, Klebefolie von einem Bibliotheksbuch, Spielzeugauto, etcpp) klappt das halt mal mehr, mal weniger gut, selbst mit Muttis Hilfe :mrgreen:..

Ich habe als Kind abends zum einschlafen die Anzahl der sich wiederholenden Muster in der Tapete meiner Oma ausgerechnet oder mit dem Bein immer über das Bettlaken gestrichen: hin, her, hin, her...Hach, war das beruhigend :lol:...Außerdem wollte ich immer zum Gute-Nacht-sagen ganz fest eingepackt werden. Desweiteren rieche ich oft an meinen Händen und kann es nicht leiden, wenn sie "komisch" riechen. Das klingt jetzt echt schrullig, aber wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle irgendwelche Macken. Manche gehen wieder, andere hat man sein Leben lang. Ich hoffe für euch, dass das Löcher bohren zu ersteren gehört.

Ich würde das "beobachten" und wie gesagt, versuchen rauszufinden warum er das tut. Die Frage "warum tust du das?" überfordert Kinder oft, manchmal ist es sinniger, ihre Aussagen dazu zu wiederholen oder Fragen enger zu fassen...

Liebe Grüße

Meine3
Zuletzt geändert von Meine3 am Mo 2. Mär 2020, 21:04, insgesamt 2-mal geändert.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Meine3 »

Rabaukenmama hat geschrieben:
alibaba hat geschrieben: Der erste Test war im Alter von 4 Jahren. Der zweite im Alter von 6 Jahren ….. das war total spannend. Seelisch beeinträchtigt hat das meine Kinder nicht. Im Gegenteil.
Im Übrigen habe nicht ICH den Test im Jugendalter machen lassen, sondern mein Kind hat den eingefordert.
Ach alibaba, ich erinnere mich noch gut, wie DU immer, wenn hier wer was über irgendein Kind geschrieben hat, betont hast, das sei alles "ganz normal" und dein NICHT hochbegabter Sohn würde das auch können/machen. Und ich erinnere mich außerdem daran, dass du geschrieben hast, du würdest NICHT nochmal testen lassen, weil du keinen Sinn drin siehst und weil dein Sohn das gar nicht wollen würde. Dann hat er doch gewollt, es kam ein Ergebnis im HB-Bereich raus und du hast deine alten Beiträge ratzfatz gelöscht, inklusive dem, wo du wörtlich meintest, froh zu sein, nicht "mit Hochbegabung geschlagen" zu sei.

Danke ;)
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
charlotte12
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von charlotte12 »

Ich würde das "beobachten" und wie gesagt, versuchen rauszufinden warum er das tut. Die Frage "warum tust du das?" überfordert Kinder oft, manchmal ist es sinniger, ihre Aussagen dazu zu wiederholen oder Fragen enger zu fassen...
Ich habe als Kind auch mal über mehrere Tage ein großes, tiefes Loch in die Wand gekratzt, mit einem Schraubenzieher :oops: Kann allerdings selbst nicht mehr erklären, warum eigentlich - es machte mir vermutlich einfach Spaß...
sinus
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von sinus »

...ich hab grad nicht die Zeit, ganz so ausführlich zu schreiben, wie ich möchte. Will aber auch noch mal was dazu schreiben.
Dass ich wohl einenTest machen würde, schrieb ich ja schon.
Dazu noch mal zwei Dinge:

a) Diese Tests (ich beziehe mich vor allem auf WISCV) sind seeeeeeehr spielerisch und machen richtig Spaß. Es sind Knobelaufgaben, Ankreuzaufgaben, ganz simple Dinge wie Falsches ankreuzen oder bestimmte Symbole immer wieder finden. Worte erklären. Im Grunde wirklich ein einziges großes Vergnügen. Nichts schulisches, kein Rechnen usw.
Meinen Kindern hat es beiden Spaß gemacht und man liest immer wieder, dass gerade die höher Begabten oft sehr viel Freude empfinden, wenn sie endlich mal ihren Fähigkeiten gemäß gefordert werden. Überfordert werden sie dabei wohl eher nicht, da die Aufgaben sehr leicht losgehen und die Tester aufhören, wenn mehrmals hintereinander Aufgaben nicht gut gelöst werden.
Da die Tests eine große Altersspanne haben, gibt es natürlich auch schwierige Aufgaben, die dann irgendwann mal nicht mehr gelöst werden können. Das habe ich meinen Kindern vorher auch gesagt. Ich sagte z.B. der Kleinen, dass die Aufgaben auch für viel größere Kinder schon sind und man herausfinden wolle, was sie schon alles kann und wo sie sogar schon so schlau wie ein viel älteres Kind ist. Wir wüssten ja, dass sie einen sehr klugen Kopf hat und bestimmt auch schon kniffeligere Aufgaben als viele ihrer Altersgenossen lösen könne.
So bestand auch eher nicht die Gefahr, dass sie denkt, sie würde scheitern, wenn sie an die Leistungsgrenze kommt.
(Hinterher habe ich ihr auch as Testergebnis so erklärt: "Schau, du bist eben erst 5 geworden, aber dein Kopf ist schon so klug wie der einer 6jährigen!" - das hat ihr eines an Selbstbewusstsein gegeben.)
Bei der Großen (damals 9) musste ich nicht viel drumherum reden, sie wusste, dass sie einen IQ Test macht, da sie vorher ein (eigentlich immer verstecktes) Buch über Hochbegabung bei mir gefunden und mal reinlesen hatte. Sie fragte mich dann gezielt, ob ich denke, sie könne hochbegabt sein.
Außerdem hatte ein Freund von ihr eine ähnlichen Test gemacht und wir hatten darüber gesprochen. Damals sagte sie von sich aus, dass sie auch mal so einen Test machen wolle. Ich denke, sie wusste innerlich schon sehr lange sehr genau, dass bei ihr "etwas anders" ist und wollte selbst wissen, was das sein könnte. (Später sagte sie, dass sie sich schon im Kindergarten immer anders als andere gefühlt habe. Sie dachte aber immer, an ihr ist was falsch :cry: Bis heute empfindet sie oft so. Aber immerhin weiß sie jetzt zumindest, dass dieses "falsch" im Grunde nichts schlechtes ist. Ich habe Hoffnung, dass es ihr noch gelingt, von "ich bin nicht richtig" noch wegzukommen...)

Mir wurden die einzelnen Aufgabenbereich samt Beispielaufgaben bei der Testauswertung bei beiden Kindern gezeigt und erklärt und ich hatte da spontan nicht übel Lust, selbst den Test mal zu durchlaufen, weil es einen durch Aufgabenstellung und Gestaltung richtig "kribbelig" machte, das lösen zu wollen.
Bei der Kleinen (mit 5 , WISC getestet) waren die Aufgaben sogar noch "bunter", als bei der 9jährigen, so mussten bspw Tiere in einem Zoo platziert werden und später wieder erinnert etc. Das Testmaterial ist wirklich sehr schön und kindgemäß gehalten und hat nichts "schulisches" an sich.
Also da muss man sich wirklich gar keine Sorgen machen, dass dem Kind da was "zugemutet" wird.

b) ICH würde ja GERADE bei einem sensiblen Kind den Test machen. Dein Kind ist - wie du es beschreibst - sehr klug und sehr sensibel. Das heißt, dass es ganz von allein merkt, dass es anders denkt und tickt und sich dadurch womöglich wie meine Tochter "abgetrennt" von den anderen fühlen.
Es wird sich in seinem Inneren wohl irgendwann immer drängender fragen, was an ihm wohl anders ist. Und es wird vermutlich falsche Schlüsse ziehen. Ich denke, von allein wird es in so jungem Alter eher nicht drauf kommen, dass das was Gutes ist und es stolz sein kann, so klug zu sein. Vermutlich wird es eher so empfinden, dass "etwas mit mir nicht stimmt", weil es "anders" ist/denkt. In dem Alter wollen die Kinder doch am Liebsten sein wie alle, angesehen sein, dazugehören.
Wenn ihr einen Test habt, könnte das dir und ihm die Sicherheit geben, die ihr braucht, um da in die richtige Richtung zu steuern.

Mir ging es so, dass ich immer unsicher war, mich fragte, ob ich mir nicht alles nur einbilde und die Probleme meines Kindes völlig "normal" seien und ich mich da nur "reinsteigere". Gespenster sehe, übertreibe. Ich konnte mich vor dem Test nicht wirklich auf das Thema Hochbegabung einlassen, obwohl es sehr früh schon Thema war.
Sogar beim Lesen der Bücher dazu hielt ich immer "Abstand".
Die Bestätigung meines jahrelangen Bauchgefühls und dass meine eigenen Schlussfolgerungen trotz aller Zweifel letzten Endes richtig waren, gibt mir auch jetzt immer wieder Selbstvertrauen in meine Wahrnehmungen und Ideen, auch wenn andere sie nicht teilen oder abwiegeln.
Ich hätte und habe auch meiner Tochter früher nicht so frei wie jetzt sagen können: schau mal, das liegt daran, dass du anders denkst als die anderen, dass dein Kopf ein ganzes Stückle klüger ist und du Dinge wahrnimmst, die andere nicht wahrnehmen und verstehen.
Seit dem Wissen über die Hochsensibilität (häufige Begleiterscheinung der Hochbegabung) und dem Testergebnis kann ich mich drauf einlassen und ich denke, das hilft auch meinem Kind.
Es ist jetzt bewiesen, dass sie sich zumindest in dem Punkt von 98% der Altersgenossen, also wirklich deutlich, unterscheidet.
Das kann und muss man nicht "wegreden" und nivelieren, das IST so. Ich denke ja, erst mit dieser Erkenntnis kann sie und kann ich mich damit so richtig "versöhnen", dass vieles anders läuft als bei anderen, wir andere Probleme haben, andere Strategien entwickeln müssen im Alltag und so manches Mal auf Unverständnis treffen bei anderen Eltern (ich) oder Mitschülern (Kind).
Selbst bei der Kleinen (wird demnächst 6), die die Grenze ja beim Test nichtmal ganz erreicht hat, bin ich jetzt viel selbstbewusster, was das Thema betrifft.
Ihr sage ich öfters: "Guck, wie klug du bist, mindestens so schlau wie ein 7jährige schon!"
Und sie strahlt und findet sich selbst st richtig gut.
Und ich habe ihr ihren sehnlichsten Wusch erfüllt und sie aktiv beim lesen Lernen unterstützt. Bei der Großen habe ich mich immer noch schlecht gefühlt, als "Eislaufmutter", mit ihr vor der Schule Schulstoff zu machen.
(ich wünschte, ich hätte das bei der Großen auch so gemacht!)

Ich vermute mal, es wird dich eh jetzt nicht mehr los lassen und früher oder später werdet ihr doch einen Test machen.
Wartet nicht zu lange... Ich finde nicht, dass erst massive Probleme auftreten müssen. Das kann, wie ich schon schrieb, lange dauern, ehe das innere Dilemma eines zurückhaltenden, sensiblen hochbegabten Kindes nach außen tritt. Womöglich tritt es sogar so gut wie gar nicht nach außen, wie bei meiner Tochter, die eher "internale Störungen" zeigt.
Ich finde also aus dieses Erfahrung heraus, es hilft sicherlich dir, schon vorher Bescheid zur wissen.
Und ich glaube auch, es hilft dem KIND ungemein, zu wissen, WARUM es sich "anders" fühlt.

Meine Tochter hat übrigens ab dem Alter von 2 Jahren bis ins Vorschulalter Fingernägel geknabbert. Allerdings nie so, dass wir was hätten unternehmen müssen.
Im Alter deines Sohnes hat sie eine Weile lang mit Vorliebe die Holzstückchen aus der Rauhfasertapete geknaubelt.
Ansonsten malt und malt und malt sie seit sie 3 ist. Das ist wohl ihre Art, inneren Frieden zu finden.

Ich würde denken, dass das Löcher in die Wände piepeln durchaus ein Ausdruck eines inneren Ungleichgewichtes ist. Irgendwas in ihm arbeitet, was raus will, was sich aber (noch) nicht in Worte fassen lässt.

@meine3: Meine Tochter reagiert und reagierte auch sehr sensibel auf Veränderung. Sie braucht vor, im Urlaub und nach dem Urlaub oder auch nur, wenn wir mehrtägigen Besuch haben immer eine Weile, um sich drauf einzustellen. Vor dem Wechsel von Krippe in Kindergraten hatte sie eine Art "Krise", ebenso vor der Einschulung.
Früher waren die Kinder meines Bruders in den Ferien oft da. Sie liebt ihren Cousin und die Cousinen - trotzdem war sie da tw erstmal unausstehlich. Jedes kleine Ungleichgewicht wirft sie erstmal innerlich aus der Bahn.
Ich war da früher immer vor allem genervt und ungehalten drüber. Erst als ich mehr über Hochsensibilität las und es besser einordnen konnte, wurde ich da verständnisvoller.
Ebenso geht es mir nach dem Testergebnis mit vielen Sachen, die an meinem Kind tw "nervig" sind.
Es fällt mir leichter, das einzuordnen und darum kann ich (meistens) besser damit umgehen.
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sinus
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von sinus »

...die Kenntnis ihrer "Abweichung" hat mir übrigens auch schon mehrfach geholfen, passende Metaphern zu finden, um meinem Kind seine Probleme besser zu erklären. Grad kürzlich erst. Sie zweifelte mal wieder an ihrer Intelligenz, da sie es so empfindet, dass allen anderen in der Klasse der Stoff (insbesondere in Mathe) leichter fällt, also müsse sie wohl dümmer als die anderen sein. Und überhaupt - warum denn gerade sie so unglücklich in der Schule sei, warum gehen die anderen lieber hin, haben mehr Spaß am Lernen dort...? Was sei denn bloß nicht in Ordnung mit ihr.

Ich erklärte ihr, dass es wie bei der Körpergröße sei. Die meisten seien durchschnittlich groß, für sie sind die Tische und Stühle recht bequem. Sie könnten entspannt drauf sitzen gut mitschreiben, in die Bücher gucken etc.
Manche sind vielleicht etwas größer, manche etwas kleiner, aber es passt trotzdem noch.
Dann sind da Menschen, die sind seeeher klein. Die kommen kaum rauf auf den Stuhl, die Beine hängen in der Luft, sie müssen sich recken und strecken, um überhaupt erstmal in die Bücher zu schauen oder was aufs Papier zu bringen. Es ist sehr anstrengend für sie. Ihnen passen die Möbel einfach nicht gut.
Genauso ginge es aber auch denen, die viel größer als die anderen sind. Die sitzen IMMER unbequem, wissen gar nicht recht, wie sie auf den zu kleinen Stühlen an den zu niedrigen Tischen sitzen sollen, dass es nicht "drückt". Sie müssen sich krumm machen, das fühlt sich schlecht an und kann ihnen auf Dauer sogar schaden. Dann tut der Rücken womöglich sogar irgendwann immerzu weh. Auch Schreiben und Lesen ist für sie so unbequem, dass es schwer fällt. Das liegt aber an den unpassenden Möbeln, nicht an ihnen.
So wird Schule zur Qual.
Sie "passt" einfach nicht so gut, wie bei den meisten anderen.

Passendere Schulmöbel zimmern kann ich meinem Kind aktuell leider nicht... ich hoffe aber, dass solche Bilder ihr wenigstens helfen, ihre Probleme besser einzuordnen und nicht alles auf Fehler/Mängel an/ bei sich selbst zurückzuführen. :(
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

deine Erklärung verstehe ich nicht. Das ist eine Klasse für die naturwissenschaftlich begabte Kinder. Laut deiner Theorie muss es dort genug Kinder geben, für die die Stühle genauso unbequem sind. Aber deine Tochter hat das Gefühl, dass es nur für sie so extra unpassend ist. Sie fühlt sich nicht zugehörig. Und sich zugehörig zu fühlen ist eines der Grundbedürfnisse der Menschen.
sinus
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von sinus »

...sie fragte sich in dem Gespräch vor allem, warum gerade sie die Schule regelrecht hasst, fast von Anfang an (das reicht ja bis in die Grundschule zurück) und warum es (in den meisten Fächern) so todlangweilig für sie ist, dass es ihr zunehmend schwer fällt, zuzuhören. (Das sagt sie über Deutsch)

Die Probleme in Mathe haben sicher noch andere Ursachen, bspw mag sie den Lehrer nicht, hat Angst vorm Scheitern, nachdem sie dort jetzt schon mehrfach gescheitert ist, setzt sich selbst unter Druck, nimmt alles wörtlich, was er sagt, statt auf ihr eigenes Denken zu vertrauen.
Bspw Aufgabe Markierung von Brüchen auf dem Zahlenstrahl. Sie hat sich, aus der Erfahrung heraus, dass sie manchmal was falsch versteht bzw anders an ein Problem herangeht als von ihr erwartet wird, sklavisch an das gehalten was der Lehrer gesagt hat. (sie konnte mir noch wörtlich sagen, was er gesagt hatte)
Ergebnis war, dass die 1/3 nicht zwischen 0 und 1 gesetzt hat, sondern 1/3 der Gesamtlänge des Zahlenstrahls markiert hat. Der Lehrer hatte sich da unklar ausgedrückt.
Sie selbst fand sich mal wieder oberdumm und kam aus lauter Verunsicherung nicht mal mehr drauf, warum sie in der Aufgabe in der Arbeit einfach ALLES falsch hatte. Dabei war es nur ein Denkfehler bzw eine Frage der richtigen Betrachtungsweise)

Ich vermute, ihre Wahrnehmung, dass sie die einzige ist, der "die Schule nicht passt", ist auch nicht ganz richtig. Aber sie sieht halt auch nur die, bei denen es flutscht.
Mein Hauptziel ist es jetzt erstmal, dass sie sich selbst was zutraut. Da die Noten jetzt nicht mehr so sind, wie sie von sich erwartet, zweifelt sie viel zu sehr an sich. Und genau diese Zweifel machen es ihr NOCH schwerer.
Womöglich ist ja auch was dran, dass Mädchen mitunter einen etwas anderen Blick auf Mathematik haben. In der Klasse sitzen 18 Jungs und 4 Mädchen.
Irgendwas wird da schon wirklich einfach "nicht passen", dass ausgerechnet sie mit ihrem PR von >99 im Bereich Logik da aktuell solche Probleme hat...
Und mir liegt daran, dass sie nicht denkt, dass sie einfach nur zu dumm für Mathe ist.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

Mädchen haben nichts falsches mit Mathematik. Bloß gehört sie meist in den Interessenbereich der Jungen und daher sind sie oft in den Matheklassen in der Überzahl. Aber die absolut Klassenbeste in der Klasse meiner Tochter ist ein Mädchen. Immer 1. Preis bei allen Wettbewerben.

Warum deine Tochter mit dem Rechen auf dem Kriegsfuß steht, weiß ich nicht. Beim markieren von 1/3 des Zahlenstrahls statt 1/3 fällt mir spontan Dyskalkülie ein. Die rechenschwäche kann durchaus mit der kognitiven Hochbegabung vorkommen. Ihr zugrunde liegt ja auch die subjektive Logik, mit deren Hilfe die für die normal rechnende Menschen die unerklärbaren Fehler systematisch gemacht werden.

Deine Berichte machen zunehmend den Eindruck, dass deine Tochter in der Tat an die falsche Schule geraten ist. Wie steht ihr zum potentiellen Wechsel in die Ortsnahe Schule mit weniger Mathe?
sinus
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von sinus »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@sinus

Mädchen haben nichts falsches mit Mathematik. Bloß gehört sie meist in den Interessenbereich der Jungen und daher sind sie oft in den Matheklassen in der Überzahl. Aber die absolut Klassenbeste in der Klasse meiner Tochter ist ein Mädchen. Immer 1. Preis bei allen Wettbewerben.

Warum deine Tochter mit dem Rechen auf dem Kriegsfuß steht, weiß ich nicht. Beim markieren von 1/3 des Zahlenstrahls statt 1/3 fällt mir spontan Dyskalkülie ein. Die rechenschwäche kann durchaus mit der kognitiven Hochbegabung vorkommen. Ihr zugrunde liegt ja auch die subjektive Logik, mit deren Hilfe die für die normal rechnende Menschen die unerklärbaren Fehler systematisch gemacht werden.

Deine Berichte machen zunehmend den Eindruck, dass deine Tochter in der Tat an die falsche Schule geraten ist. Wie steht ihr zum potentiellen Wechsel in die Ortsnahe Schule mit weniger Mathe?
Nein, die ortsnahe Schule geht gar nicht. Was ich da höre über Ausfälle, sich selbst überlassenen Kindern, Lehrer-Schüler-Beziehung... Das geht in die Richtung was Alibaba berichtete.
Was in Frage käme wäre ein Gymnasium mit Schwerpunkt Kunst. Das wird dort aber erst ab Klasse 8 angeboten.

Und ich würde auch nicht so schnell aufgeben wollen, bloß weil es in einem Bereich nicht gleich so klappt. Sie muss ja erstmal ankommen.
Es sagten alle, dass es am Anfang hart würde. Insbesondere in Mathe. Und auch insbesondere unter den nicht immer gänzlich "normalen" Jungs. Es landen so einige "Problemfälle" dort. Und es wird auch berichtet, dass den Fächern AUSSER MINT nicht besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Da kann das schon sein, dass sie da jetzt immernoch unterfordert ist.

So hart finde ich es übrigens bisher gar nicht, das Zeugnis war doch völlig ok. Und auch was sie über die anderen Kinder berichtet ist jetzt nicht soo arg "auffällig".
Das Kind muss halt auch erstmal lernen, dass ein kluger Kopf allein nicht reicht, um gute Noten am Gymnasium zu kriegen und sie muss sich eine Position in der Klasse erkämpfen.
Was ihr wohl auch zusetzt sind die wohl doch tw sehr unreifen Jungs. Die Mädels sind ja generell etwas weiter in dem Alter und sie durch die HB vielleicht zusätzlich.
Sie kann den in der Klasse üblichen Ton untereinander auch nicht so viel abgewinnen.
An sich konnte sie bisher immer mit Jungs besser, als mit Mädchen. Allerdings waren das dann immer "ausgewählte" Jungs. Ruhige, besonnene, sehr kluge. Oft auch eher die Außenseiterjungs.
Sie fühlt sich grad in ihrer Klasse oft nicht ernst genommen.
Generell "tickt" sie einfach sehr anders als die meisten anderen.
Mit zwei der Mädels versteht sie sich aber sehr gut. Die sind aber auch etwas strukturierter, selbstbewusster und fleißiger.
Allerdings klagen sie auch über Mathe. :roll: Die hatten halt da 3er, wo sie die 4er hatte. (vermutlich schlicht wegen besserer Vorbereitung auf die Arbeiten ;) )
Die Blätter sind bunt
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Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Hochbegabt? Ergoempfehlung? Verunsicherte Mutter

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@sinus

Was heißt "ich will nicht aufgeben?" Auch wenn es mit dem Kopf durch die Wand heißt, auch dann nicht? Ich habe schon das Gefühl, dass deine Tochter vor einer Mathewand steht, und es trotzt Bemühungen nicht besser wird. Ich finde das auffällig. Hätte sie den IQ von 110 gehabt, hätte ich gesagt, sie solle besser üben, bis die Automatisierung durch ist. Aber deine Tochter ist hoch intelligent und kommt trotz euere gemeinsame Übungen nicht weiter. 3er wegen Flüchtigkeitsfehler und Schlampigkeit würde ich auch gut verstehen. Du beschreibst aber ganz grundlegende Probleme - das nicht verstehen von 1/3 als einer Zahl zwischen 0 und 1 zeigt auf ein massives mathematisches Missverständnis. Egal was der Lehrer erklärt hat, das Alltagwissen, dass man vorher gesammelt hat, sagt einem ungefähr, wohin die Zahl hingehört. Deine Tochter kann als Begründung alles mögliche angeben, um sich vor dir nicht zu blamieren. Der Lehrer hätte es falsch erklärt. Ob das wirklich so war, bezweifele ich sehr.

Ich kenne ein Kind mit ähnlich gelagerten Problemen. Es ist auch in der 8. nicht besser geworden. Deutsch 1, Englisch 1, Latein 5, Mathe 6. Ungefähr so eine Kombination, trotz professioneller Nachhilfe an den Problemstellen. Das Mädchen blieb in der 8. sitzen und wechselte auf ein weniger anpruchsvolles Privatgymnasium, wo weniger verlangt wird. Jetzt sind alle glücklicher. Mindens mehrer Jahre Kamp waren aber für die Katz.
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