Ich habe jetzt alles gelesen und ich bin manchmal erschrocken, weil hier ein ganz wichtiges Thema völlig vernachlässigt wird: Hochbegabung hat nicht nur eine Relevanz im Hinblick auf die Schule! Es gibt Situationen, in denen die individuelle Problematik so wenig mit anderen Geschichten vergleichbar ist, dass einem das IQ-Test-Ergebnis überhaupt nicht weiterhelfen kann, weil man keine Aussage darüber machen kann, was das für den Erfolg in der Schule oder die Entwicklung außerhalb der Schule bedeutet. Ihr geht immer davon aus, dass die Kinder aufmerksame, hochgebildete und engagierte Eltern haben, die sich um alles kümmern. Das Kind soll alles kriegen, was das Herz begehrt. Aber dennoch kann niemand, kein Psychologe, kein Elternteil und kein Lehrer eine verbindliche Aussage darüber treffen, ob das Kind gut in der Schule und mit einer HB zurechtkommen wird. Es gibt tatsächlich Kinder, für die wäre es besser, wenn die Eltern eben nicht vorgreifen würden, wenn die Eltern das mit der Förderung sein lassen würden und wenn einige Eltern sich die Frage stellen würden, ob es tatsächlich für sie oder für das Kind wichtig ist, dass es a) einen IQ-Test macht oder b) früher eingeschult wird bzw. eine Klasse überspringt.
Ich bin im Moment über den DGHK mit vielen, vielen Eltern in Kontakt, deren Kinder hochbegabt und bereits erwachsen sind. Sie erzählen über die Entwicklung ihrer Kinder und dabei wird vollkommen klar, dass man viele Schwierigkeiten nicht voraussehen
kann. Die Eltern treffen nach bestem Wissen und Gewissen ihre Entscheidungen, sichern sich durch heftige psychologische Beratungen ab und fühlen sich durch erste sichtbare Erfolge bestätigt. Aber dann kommt der Schulwechsel und es kommen Probleme auf, wie z. B. dass das Kind durch die Wechsel der Klassen nie in eine Gemeinschaft hineingewachsen ist und immer Außenseiter blieb. Die HB-Kinder sind dann meistens noch ein Jahr jünger und noch richtig Kinder, während die anderen Kinder quasi über Nacht in der Pubertät stecken. Sie mögen zwar reifer sein als ihre Altersgenossen, aber gerade zu Beginn der Pubertät wird vieles über Konformismus geregelt. Welche Musik hörst du, welche Klamotten trägst du, auf welcher Party warst du dabei. Es ist nicht die Zeit, in der man mit intellektueller Leistungsfähigkeit glänzen kann. (Merke: Niemand mag Klugscheißer!) Wenn du schon nicht in bist, brauchst du zumindest Verbündete - und die zu finden ist für ein HB-Kind doppelt schwer, weil es erstens jünger und zweitens anders ist.
Reagieren die Eltern so darauf, dass sie das Kind von der Schule nehmen und woanders einschulen (wurde in der Elterngruppe auch heftig diskutiert), dann lässt sich das Kind erstens auf die zweite Schule oft erst recht nicht ein und fordert zweitens bei der ersten großen Schwierigkeit ggf. wieder ein, die Schule wieder verlassen zu dürfen, weil es ihm als legitimes Mittel erscheint. Gerade in der Pubertät hat so ziemlich jedes Kind irgendwann eine Phase, wo es keine Lust auf Schule hat, aber den meisten Kindern bleibt ein Schulwechsel verwehrt. Und es gibt daher eine große Gefahr: Dass das Kind nicht lernt, mit den Schwierigkeiten und der Unterforderung alleine fertig zu werden, weil die Eltern stets auf dem Plan stehen und das für sie zu regeln versuchen. Das wiederum führt dann häufig auch zum Schulabbruch. Obwohl (oder vielleicht gerade weil) die Eltern sich kümmern und engagieren. Vielleicht wäre da weniger mehr gewesen...
Dann gibt es schlicht und ergreifend auch Situationen, wo Eltern die HB nicht sehen, weil die Kinder sie nicht zeigen. Ich weiß nicht genau, wer es hier geschrieben hat, aber ja doch, viele HB-Kinder verstecken ihre Leistungsfähigkeit, vor allem ist dies bei Mädchen ein Thema! Ich finde das sehr wichtig, dass das in einem Forum wie diesem ausdrücklich klargestellt wird. Es gibt auch Fälle, wo Eltern, die selber hochintelligent und gut gebildet sind, die HB nicht erkennen, weil sie die hohe intellektuelle Fähigkeit ihrer Kinder für völlig normal halten. Daher erhalten die Kinder dann auch keine besondere Förderung.
Es gibt auch Fälle, wo hochgebildete Pädagogen mit eigenen hochbegabten Kindern sich ganz bewusst gegen einen Test entscheiden, weil sie ihr Bewusstsein nicht trüben wollen. Ich kenne auch eine Dreifachmutter, die hat bei ihrem ältesten Sohn all diese ganzen Tests gemacht und ihn frühzeitig eingeschult. Er hat in der 7. Klasse das Klassenziel nicht erreicht und blieb sitzen. Danach hat sie ihre anderen Kinder nicht mehr testen lassen und sie normal eingeschult und die sind dann glatt durch die Schule gekommen. Der Jüngste hat wiederum gerade sein Studium wegen Sinnlosigkeit abgebrochen. Hätte der Test irgendwas geändert?
@Heiner: blablabla, ich will mich nicht ständig wiederholen, du kennst meine Meinung. Erstens ist dein Kind noch pupsi-klein und du weißt noch gar nichts über Schule, denn grau ist alle Theorie. Und zweitens: Habe etwas mehr Respekt vor 3fachmama, sie hat
DREI KINDER. Da kannst du noch so HB und belesen sein, sie weiß mehr über Kinder als du! Und sie hat jedes Recht der Welt, Angst vor der Situation zu haben. Ich habe es auch meinem Mann schon einzeln buchstabiert, aber auch dir sage ich es: Du bist keine Mutter, daher wirst du als Vater niemals so angefeindet werden wie die Mutter! Also kannst du auch die Befürchtungen nicht sehen, die damit zusammenhängen. Sie weiß, warum sie Angst hat, denn sie hat schon drei Kinder, aber da kann ich mir die Finger wund schreiben, das zu erklären. Ich verstehe das vollkommen und ich hatte und habe genau dieselben Gedanken.
Hat jemand jemals schon mal den Ausdruck EISLAUFVATER irgendwo gelesen?

Schon mal drüber nachgedacht? Warum sind hier in diesem Forum wohl so viel mehr Frauen/Mütter als Männer/Väter?
Was glaubst du, wie lässig das rüberkommen würde, wenn ich bei uns in der Krippe erzählen würde, dass ich L. vor den Laptop gesetzt habe?

Du machst dir kein Bild! Deswegen kannst du hier so unbedarft deine Meinung kundtun, weil du dahingehend noch nicht so krass der sozialen Kontrolle ausgesetzt warst. Deshalb denke ich, dass du dich bei solchen Fragen lieber im Hintergrund halten solltest.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)