Ich sage ja auch nur, dass sich die Gefühlsebene einer Mutter ganz anders darstellt und dann ist es eben nicht so einfach, das Ganze nur von der theoretischen Sachebene zu betrachten. Jeder, der Kinder hat und dann noch ein zweites oder drittes bekommt, merkt doch irgendwann, wie sehr sich die Vorstellungen, Meinungen und Überzeugungen ändern können, wenn die Lebenserfahrung uns eines Besseren belehrt. Auch die Gefühle ändern sich. Man kann das alles schön verkopft analysieren, aber ich glaube, was letztlich gefragt war, war emotionale Unterstützung.
So, wie man mit einem 1 1/2jährigen nicht mal ansatzweise ahnen kann, welche Probleme das Kindergarten-Alter mit sich bringt, so ist es auch mit der Einschulung. Egal, was deine Freunde oder auch andere Forenmitglieder erzählen, bei dem eigenen Kind hilft es nicht viel. Und es ist noch immer so, dass am Ende die größte emotionale Verantwortung bei der Mutter liegt. Wenn eine falsche Entscheidung getroffen wurde, dann wird sich in der Regel die Mutter den Schuh anziehen und sich schuldig fühlen. Und selbst, wenn sie es nicht tut, dann wird die Umgebung dafür sorgen, dass sie sich die Frage stellt.
Die Themenstarterin hat diesen Konflikt benannt und ich finde es daher ganz wichtig, das aufzugreifen, denn es ist ein Problem, das hierher gehört. Man hat als dreifache Mutter nicht die Möglichkeiten, jedem einzelnen Kind so gerecht zu werden als hätte man nur ein Einzelkind. Evtl. hat man auch nicht die finanziellen Möglichkeiten oder auch gar nicht die Nerven, um das Kind nebenbei noch zu fördern.
Ich finde es daher vermessen zu glauben, man könnte mit seiner Lebenserfahrung ihre Probleme lösen. Wir können natürlich auch alle schön höflich um den heißen Brei herumreden, aber mich persönlich ärgert das, wenn jemand nicht einsehen kann, dass er bei bestimmten Themen immer nur Außenstehender und Beobachter sein kann. Man muss sich nicht über jedes Themengebiet eine Meinung bilden, manchmal sollte man einfach sagen, dass man davon keine Ahnung hat. Das richtet weniger Schaden an, als wenn man eine unfundierte Meinung als den Königsweg verkauft.
Als Userin dieses Forums kann und möchte ich doch nur von Erfahrungsberichten profitieren, die irgendwie meiner Situation nahe kommen (bzw. der persönlichen Situation des jeweiligens Users, der eine Frage stellt). Also mal als Beispiel jemand fragt: Ich habe hier blaue Farbe und Deckweiß, wie hell soll ich die Farbe mischen? - Und jemand antwortet: Also, ich habe Rot genommen und mein Bild sieht super aus!

Wer will das denn wissen? Es ist ja gar kein Rot vorhanden, nur Blau und Deckweiß. Das ist es, was mich so nervt, denn der User mit dem roten Bild möchte nur erzählen, dass sein Bild super geworden ist. (Und damit spiele ich nicht (nur) auf Heiner an.

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Wurde hier eigentlich jemals thematisiert, dass es Kinder gibt, die hochbegabt sind und überhaupt nicht eingeschult werden wollen? Dass es Kinder gibt, die sich nie wirklich an die Schule gewöhnen, egal ob mit oder ohne Früheinschulung, Springen oder Extrem-Neben-Der-Schule-Förderung? Warum wird hier so selten thematisiert, was man den Kindern mit dieser Testung eigentlich u. U. antut, dass sie so früh einen Leistungsnachweis ablegen müssen? Das wäre doch auch wichtig als Hintergrundinformation für eine solche weitreichende Entscheidung.
Was den Leidensdruck des Kindes angeht, da sind die Eltern leider nicht immer der beste Ansprechpartner. Das stört mich allgemein sehr, dass dieses Vorurteil so weitergetragen wird, dass die eigenen Eltern das Kind immer am besten kennen müssen. Eltern sehen nur das, was sie sehen wollen. Ich habe immer gedacht, dass ich zu meiner Tochter so ein inniges Verhältnis hätte, dass sie mir sagen würde, wenn sie leidet. Sie hat es nicht getan. Stattdessen hat sie gar nichts vom Kindergarten erzählt. Und alle haben gesagt, dass das ganz normal ist und ich mir keine Sorgen machen soll. Für meine Tochter war das Einstellen der Kommunikation ein Alarmzeichen ersten Grades und niemand war in der Lage, das zu erkennen und zu benennen.
Hätte ich den Ausgleich durch den DGHK nicht, würde ich mich durch das Forum schon einseitig in die Richtung gedrängt fühlen, dass ich meine Tochter testen lassen und früher einschulen muss.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)